Predigten, Vorträge, Impulse etc.
Nachhören und Nachlesen
In Sankt Familia wird von vielen Menschen Spannendes ins Gespräch gebracht, Überlegtes und Spontanes diskutiert, Tröstendes ausgesprochen und mit Leidenschaft Theologie betrieben. Was immer wir davon sammeln können, stellen wir Ihnen hier zur Verfügung.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 27.10.2024 --- Dreißigster Sonntag im Jahreskreis
“Hab Mut!” Diese Worte, auf meterhohen Lettern geschrieben, sprangen jahrelang von einem großen Banner vor einer evangelischen Kirche bei Kassel allen Vorbeifahrenden in die Augen. “Hab Mut!” Jedes Mal, wenn ich beim Vorbeifahren diese Worte las, dachte ich, wie wunderbar einfach da die Grundbotschaft des Evangeliums zusammengefasst war. Ich fühlt mich immer berührt, gestärkt und persönlich angesprochen, unabhängig, ob ich gerade mit einem Problem beschäftigt war oder wie es mir persönlich ging. “Hab Mut!” So wird im Evangelium dieses Sonntags Bartimäus angesprochen, der zuvor seine Not und Verzweiflung rausgeschrien hatte (Mk 10,49). Diejenigen, die Bartimäus zusprechen, nehmen keine Stellung zu dem, was ihn gerade beschäftigt. Sie reden weder seine Probleme klein, noch machen sie ihm Lösungsvorschläge oder geben Handlungsanweisungen. Sie bestärken ihn, seinen eigenen Kräften zu trauen und das anzugehen, was ihm Probleme macht. Oft braucht es nicht mehr. Es braucht meist keinen, der für den handelt, der in Not ist. In der Regel weiß jeder, jede selber, was zu tun ist und welche Lösungen für die eigenen Lebensfragen die richtigen sind. Es reicht, die Unterstützung zu bekommen, die ich brauche, damit ich mein Leben selber in die Hand nehme. Oft ist das schon die Lösung: jemandem Mut zuzusprechen, den eigenen Lebensweg zu gehen, den eigenen Gefühlen zu trauen und das zu tun, was man selber für richtig hält. Auch Jesus, an den Bartimäus sich wendet, nimmt Bartimäus nicht die Lösung der eigenen Lebensfragen ab. Er fragt ihn nach dem, was er für sein Leben braucht. Die eigenen Schwächen zu kennen und sie benennen zu können, ist oft schon der Weg zum nächsten Schritt zu einem Mehr an Leben
Predigt Diakon Daniel Schier --- 20.10.2024 --- Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen! Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Mk 10, 35-45
Glaubenszeugnis Jörg Bader --- 13.10.2024 --- Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer der eine Gott. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen. Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser und Brüder, Schwestern und Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben. Mk 10, 17-30
Predigt Diakon Daniel Schier --- 06.10.2024 --- Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Da brachte man Kinder zu Jesus, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. Evangelium nach Mk 10, 13-16
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 29.09.2024 --- Sechsundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Liebe Gemeinde! "...vor allem Gesundheit!” Diese Floskel hört man oft als Zusatz zu einem Katalog von Wünschen anlässlich eines besonderen Ereignisses wie Geburtstag, Jubiläum o.ä. Wirklich? Ist Gesundheit vor allem das Wichtigste? Und was ist mit den unendlich vielen Menschen, die sich nicht der Gesundheit erfreuen können? Ist dann für diese alles nichts? Natürlich ist Gesundheit ein hohes Gut und glücklich ist, wer sie “besitzt”. Aber das vor allem ist auch eine Versuchung. Der Gesundheitswahn so mancher Zeitgenossen spricht Bände. Jesus legt jedenfalls ganz andere Maßstäbe an ein gelingendes Leben an. Im Evangelium an diesem Sonntag hören wir von ihm: “Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen” (Mk 9, 43). Verstörende Worte. Ist das eine ernstgemeinte Aufforderung, sich selbst zu verstümmeln? Und was soll mit dem Wort Hölle gemeint sein? Wir begegnen hier orientalischer Sprache und der Kunst der Übertreibung. Aber auch unser Nachdenken kann erkennen, dass es Jesus nicht nur um den Körper geht. Gelingendes Leben hängt eben nicht nur an der Gesundheit und Fitness. Man kann körperlich zwar recht gesund, aber innerlich doch verbittert sein und sein Dasein wie gestorben fristen. Die Kraft der Hände, der Füße, des Leibes sind wunderbar und wichtig. Aber die Suche nach dem Heil der Seele, nach Frieden, Zuversicht, Glaube und Hoffnung erst machen das Leben wirklich rund und gesund. Und manchmal braucht es einfach Entschiedenheit, sich auf das auszurichten, was vor allem zählt. Ich muss ganz sicher nicht gleich die Hand oder den Fuß abhauen. Aber eine Kraftanstrengung braucht es oft schon, sich an dem auszurichten, was man als Gutes erkannt hat.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 22.09.2024 --- Fünfundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Wir hören (und vielleicht sagen wir es auch) häufig: ”Ein Mensch gilt, was er leistet. Also streng dich an.” Nach oben zu kommen, unangreifbar zu werden, kräftig und stark zu sein, ist ein großes Lebensziel. Bei Jesus klingt das anders. Er stellt ein Kind in die Mitte und sagt: “Lebt wie dieses!” Wie ein Kind sein – für Jesus bedeutet das: Schlicht sein, einfach, ehrlich, ohne nach Leistung beurteilt zu werden, ohne Zwang zu leben, mit offenen Händen, mit dem festen Vertrauen: Es wird alles gut! Die Einladung zu einem Leben nach diesen Maßstäben wird uns am Sonntag im Evangelium im Gottesdienst wieder in Erinnerung gerufen. Vielleicht kommen wir durch diese Ermutigung ein kleines Stück weiter auf unserem lebenslangen Lernweg im Glauben.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 08.09.2024 --- Dreiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Was falsche oder missverständliche Kommunikation anrichtet, erleben wir in unserem Alltag immer wieder. Beim Kleinen Prinzen heißt es so wunderbar: “Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse!” Nicht verstanden werden, auch nur: sich nicht verstanden fühlen ist eine schlimme Kränkung für Menschen. Im Evangelium für heute heißt es, dass Jesus einen Menschen “richtig reden” (Mk 7,35) lehrt. Wie kann man “richtig reden”? Wie kann man richtig reden lernen? Jesus hat den Mann mit den großen Kommunikationsproblemen zunächst beiseite genommen und sich ihm intensiv zugewendet. Der Gehörlose, von dem die Rede ist, erfährt selber erst mal Beachtung, Zuwendung, Annahme. Erst dann ist es ihm möglich, selber zu hören, selber richtig zu reden. Wir wissen, dass unsere Kinder davon abhängig sind, genau diese Erfahrung in ihrem Leben selber machen zu können. Erst dann werden sie fähig, “richtig” zu reden, “richtig” zu hören. Das gleiche gilt wohl auch für die Erwachsenen. Erst, wenn man selber verstanden wird, kann man auch andere verstehen. Und: “Richtig” reden und hören gehört untrennbar zusammen. Wer nur redet, kann nicht hören. Wer nie selber (wesentlich) redet, kann auch nur eingeschränkt hören. Jesus hilft dem, dem es die Sprache verschlagen hatte, sich neu zu öffnen. Wenn jemand sich traut, so neu anzufangen, ist das ein Wunder. Diejenigen, die dabei waren, staunten über Jesus. Ihre Reaktion: “Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen!” (Mk 7,37).
Predigt Birgit Weber --- 07.09.2024 --- Dreiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mk 7, 31-37 In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekápolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Éffata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen. .
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 25.08.2024 --- Einundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
„Was er sagt ist, unerträglich. Wer kann das anhören?“(Joh 6,60). So schroff, klar, so abweisend reagieren viele der Jünger Jesu, als sie merken, wie wenig sie ihn verstehen und wie sehr ihre eigenen Erwartungen von dem abweichen, was sie von ihm hören. Eigentlich könnte man nach solchen Worten erwarten, dass Jesus sich bemüht, seine Themen verständlicher zu formulieren, vielleicht in seiner Redeweise auch etwas zurückhaltender zu sein und so zu sprechen, dass es für die Zuhörer "erträglicher" wird. So wird Jesus auch öfter geschildert. Einmal heißt es z.B., dass er seinen Jüngern sagt: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen" (Joh 16,12). An dieser Stelle der sog. "Brotrede Jesu", die uns an diesem Sonntag schon die fünfte Woche hintereinander im Gottesdienst begegnet, verschärft Jesus aber sogar seine Redeweise und konfrontiert seine Zuhörer weiter. Das bleibt nicht ohne Reaktion vieler Zuhörer und Anhänger. Es heißt im Evangelium: "Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm" (Joh 6,66). Ich verstehe dieses Verhalten Jesu so, dass es irgendwann auch einen Zeitpunkt geben kann, an dem man sich angesichts seiner Botschaft entscheiden muss: Hat die Botschaft Jesu Bedeutung für mich oder nicht? Kann ich mich ihr mit meiner Lebenshaltung, mit meinem Glauben anvertrauen oder gehe ich einen anderen Weg? Petrus antwortet auf eine entsprechende Frage Jesu an die Zwölf, ob auch sie ihn verlassen wollen: "Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes" (Joh 6,67 ff.). Mich berühren gerade diese Worte immer wieder neu und sie stellen mir die Frage nach meiner eigenen persönlichen Stellungnahme und Reaktion.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 04.08.2024 --- Achtzehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Joh 6, 24-35 In jener Zeit, als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger am Ufer des Sees von Galiläa waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafárnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 28.07.2024 --- Siebzehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Joh 6, 1-15 In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tibérias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha Sprich: Pas-cha., das Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philíppus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philíppus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denáre reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt! Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Glaubenszeugnis Bärbel Meyer --- 20.07.2024 --- Sechzehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mk 6, 30-34 In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 13.07.2024 --- Fünfzehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mk 6, 7-13 In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Predigt Diakon Daniel Schier --- 30.06.2024 --- Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mk 5, 21-43 In jener Zeit fuhr Jesus im Boot an das andere Ufer des Sees von Galiläa hinüber und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam einer der Synagogenvorsteher namens Jaírus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie geheilt wird und am Leben bleibt! Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluss litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten heran – und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Und sofort versiegte die Quelle des Blutes und sie spürte in ihrem Leib, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaírus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht! Glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Tumult sah und wie sie heftig weinten und klagten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber warf alle hinaus und nahm den Vater des Kindes und die Mutter und die, die mit ihm waren, und ging in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talíta kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute waren ganz fassungslos vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.
Glaubenszeugnis Bärbel Meyer --- 23.06.2024 --- Zwölfter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mk 4, 35-41 An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; und andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 16.06.2024 --- Elfter Sonntag im Jahreskreis
“Der Samen keimt und wächst von selbst und der Bauer weiß nicht, wie” (Mk 4,27). Mit diesen einfachen Worten beschreibt Jesus in einem Gleichnis das Kommen des Reich Gottes. Das Reich Gottes – die Fülle des Guten? Das Reich Gottes – vielleicht seine Gegenwart selbst! Jesus erläutert das Gleichnis weiter: “Die Erde bringt von selbst ihre Frucht hervor!” (V. 28). Aus diesen Worten spricht ein unglaublicher Optimismus. Von selbst – das griechische Wort dafür heißt “automatisch”. Das Reich Gottes kommt von selbst. Es ist nicht von uns abhängig? Nicht von unserem Einsatz? Und wir können diesen Heilsplan Gottes auch nicht verhindern? Ist es nicht verrückt, in einer Zeit, die von Weltuntergangsstimmung geprägt zu sein scheint, solch optimistische Bilder zu gebrauchen? Man könnte meinen, es sei einfach naiv. Aber diese unzerstörbare Hoffnung hat die Welt gehalten. Weil Menschen aus dieser Hoffnung gelebt, gehandelt, auch gekämpft haben, gibt es so viele Lichtblicke, die es nur zu entdecken gilt. Die Saat wächst schon. Die Fülle wird kommen. Sie wird geschenkt. Und oft, sehr oft können wir sie schon entdecken – wenn wir richtig hinschauen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 09.06.2024 --- Zehnter Sonntag im Jahreskreis
Konflikte in der Familie – das ist für viele Menschen eine Alltagserfahrung. Vor allem, wenn man pubertierende, jugendliche Kinder hat. Manche Auseinandersetzungen kann man aushalten, aber manchmal können sie auch an den Rand der Verzweiflung bringen. Tröstet es, wenn man sich bewusst macht, dass Konflikte zum Erwachsenwerden dazu gehören? Es braucht gerade für Heranwachsende einen Lernraum für Selbstständigkeit, für eigene Gedanken, auch für Abgrenzung. Und natürlich kann man eigene Verworrenheit, widersprüchliche Gefühle, Ungeduld am leichtesten da ausleben, wo man sich sicher ist und weiß, dass die anderen mich aushalten. Wie gut, wenn es vertraute Eltern und Geschwister gibt, denen man sich zumuten kann. Für die betroffenen Angehörigen ist das oft schwer. Konflikte als Zeichen für Vertrauen. Ein ungewohnter Gedanke... Mir sagte mal jemand: Eltern sein ist sowohl das Schönste, was es gibt und gleichzeitig das undankbarste Geschäft, das man sich vorstellen kann. Ob es überrascht zu hören, dass es solch heftige Konflikte auch in der “heiligen Familie” gab? Jesus war für seine Familie, gerade auch für seine Mutter immer wieder eine eine Herausforderung, manchmal wohl auch eine Überforderung. Im Evangelium dieses Sonntags hören wir, wie Jesu Familie sich über sein Verhalten in der Öffentlichkeit berät. Selbst sie verstehen nicht mehr, was er Menschen zumutet, wie er immer wieder scheinbar selbstverständliche Grenzen übertritt. Zu dieser Zeit war er schon längst über ein Entwicklungsstadium hinaus, das man als jugendlichen Überschwang entschuldigen könnte. Schließlich kommt seine Familie zu der Schlussfolgerung: “Er ist verrückt geworden!” (Mk 3,20) und sie beschließen, ihn “mit Gewalt nach Hause zu holen”. Die weitere Entwicklung zeigt, dass Jesus sich nicht einfach nur ungebührlich beträgt. In ihm lebt eine Weite, eine Freiheit, die das Verständnis anderer übersteigt. Für die Menschen seiner Umgebung war er eine Herausforderung, der sie nicht immer gerecht geworden sind. Er passte halt in kein Schema. Heute wissen wir, wie gut es war, dass er sich trotzdem treu geblieben ist. Gut, wenn wir diese Möglichkeit auch im Umgang mit unbequemen Menschen unserer Umgebung bedenken. Manchmal müssen Konflikte sein.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 26.05.2024 --- Dreifaltigkeitssonntag
“... einige aber hatten Zweifel” (Mt 28,17). Jedes Mal, wenn ich diese Worte im Matthäusevangelium lese, zucke ich innerlich zusammen. Es sind die letzten Worte, die über die Jünger Jesu gesagt werden. Bei der einzigen Auferstehungserfahrung der Jünger im Matthäusevangelium, die überliefert ist, begegnen sie ihm in Galiläa. Über diese Erfahrung wird nur gesagt: “Sie fielen vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel”. Matthäus, der Evangelist, idealisiert nicht. Bei ihm ist nichts von Freude oder ähnlichen Reaktionen zu hören. Zweifel – das ist das letzte Wort über die Jünger Jesu. In dieser Erfahrung werden sich wohl viele Menschen unserer Zeit wiederfinden können. Der Glaube ist immer neu eine Herausforderung, oft angefochten. Wie tröstlich, dass Jesus die Haltung der Jünger nicht tadelt. Im Gegenteil: Er schickt genau diese Menschen, die doch offensichtlich noch unfertig in ihrem Glauben sind und beauftragt sie: “Geht zu den Völkern ... und lehrt sie ... Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (Mt 28,16-20). Mit dieser Zusage endet das Matthäusevangelium. Mit dieser Zusage dürfen wir seitdem leben, trotz aller Zweifel und mit aller Vorläufigkeit, die zu unserem Leben und auch zu unserem Glauben gehört.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 19.05.2024 --- Pfingsten
“Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit” (2 Tim 1,7), lesen wir im Neuen Testament im Brief an Timotheus. Was für eine starke Zusage. Sie kann uns auf Pfingsten, auf das Fest des Heiligen Geistes einstimmen. Wir sind Beschenkte. Beschenkt: vielleicht nicht mit Geld, vielleicht nicht mal mit Gesundheit oder Ansehen. Aber Beschenkte mit dem “Geist der Zuversicht”. Damit haben wir eine Stärkung gegen Resignation, gegen alle Verzagtheit. Zunächst galt diese Zusage den Christen der ersten Generation. Das war offensichtlich nötig. Die Gefahr der Resignation ist wohl nicht erst eine besondere Erscheinung unserer Tage. Menschen aller Zeiten mussten sich immer wieder entscheiden, aus welcher Haltung, aus welchem Geist sie leben. Natürlich ist der Zeitgeist eine starke Verlockung. Pfingsten erinnert uns, dass wir uns nicht abhängig machen von dem, was dieser Zeitgeist gerade einfordert. Wir leben aus Gottes Geist, dem Geist, der Hoffnung schenkt und sich dem Leben zuwendet. Wir laden Sie ein, diesen Geist miteinander zu feiern.
Glaubenszeugnis Jörg Bader --- 05.05.2024 --- Sechster Sonntag der Osterzeit
Joh 15, 9–17 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebt.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 28.04.2024 --- Fünfter Sonntag der Osterzeit
In unserer schnelllebigen Zeit ist die Bereitschaft zur Veränderung eine entscheidende Fähigkeit, die uns abverlangt wird. Sich anpassen, flexibel und “dynamisch” sein, sind Werte, die zählen. Die Aufforderung zum “Bleiben” klingt dagegen altmodisch und verstaubt. Aber genau darum bittet Jesus die Jünger im Evangelium, das wir an diesem Sonntag hören: “Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch” (Joh 15,3). Hier wird nicht die schnelle Veränderung, sondern die Beharrlichkeit angesprochen. Erst wenn man wirklich bleibt, wenn man sich einlässt, lernt man kennen, wo man ist, wem man begegnet ist und was einem widerfährt. Vermutlich lernt man sogar sich selber erst kennen, wenn man “bei sich selbst bleibt”. So notwendig und berechtigt der Wechsel, die Veränderung auch immer wieder sein können – manchmal ist genau das Gegenteil wichtig: Eine Situation anzunehmen, einen Menschen “auszuhalten”, etwas zu “durchleben”. Den christlichen Glauben jedenfalls lernt man nicht im Vorbeigehen kennen. Auch die Bedeutung der Lebensbotschaft Jesu kann man nur erfassen, wenn man bei ihr “bleibt”. Dazu gehört auch, sie in die verschiedensten Lebenssituationen hinein durchzubuchstabieren. Die Bedeutung des Glaubens zeigt sich anders wenn man im Aufbruch der eigenen Lebensgeschichte begriffen ist und anders wenn man in der Mitte oder gar am Ende der Lebenskraft steht. Das “Bleiben” kann man auch mit “Treue” übersetzen: Bleib dem treu, was dir in der Botschaft des Evangeliums begegnet, auch, wenn es Zeiten gibt, in denen Fragen größer sind als Zuversicht. Gerade Krisen, die man aushält, die man durchlebt, können Zeiten des inneren Wachstums sein, dessen Qualität erst dann sichtbar wird, wenn die Krisen überstanden sind.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 21.04.2024 --- Vierter Sonntag der Osterzeit
Joh 10, 11-18 Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 14.04.2024 --- Dritter Sonntag der Osterzeit
Ostern ist für Christen geprägt vom Glauben an die Auferstehung Jesu. Dieser Glaube ist von Anfang an auch von Phasen des Zweifels begleitet gewesen. In den Evangelien, gerade in denen, die wir gerade Sonntags im Gottesdienst aus dem derzeitigen Lesejahr B hören, geht es immer wieder um die Frage nach dem “Wie” und “Was” dessen, wir da eigentlich glauben. Schon vor dem Tod Jesu formulieren die Jünger nach der Erzählung von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor die Frage, “was das sei: Von den Toten auferstehen” (Mk 9,10). Und sogar nachdem schon Auferstehungserfahrungen erzählt werden taucht weiterhin diese Frage immer wieder neu auf. Offensichtlich gibt es keine Antwort, kein einfaches Bild, das diese Frage ein für allemal eindeutig beantworten würde. Offenbar muss sie zu allen Zeiten neu gestellt und auch neu nach Antworten gerungen werden. Auch heute dürfen, ja müssen wir uns dieser Frage neu stellen. Die Evangelien berichten uns in Bildern von Erfahrungen, die damals Menschen geholfen haben, diesen Glauben anfanghaft in Worte zu fassen und zu formulieren. Vielleicht helfen manche dieser Bilder uns heute, eigene Erfahrungen in diesem Hoffnungslicht zu sehen, für das die Osterkerze steht: die Botschaft der Gegenwart Gottes, die Kraft der Hoffnung gilt auch heute. Auch angesichts der vielen Un-Sinn-Erfahrungen unserer Zeit. Gut, dass wir uns in unserer Glaubensgemeinschaft miteinander in dieser Hoffnung stärken können.
Predigt Bärbel Meyer --- 07.04.2024 --- Zweiter Sonntag der Osterzeit
Evangelium nach Joh 20, 19-31 Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Dídymus – Zwilling – genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 01.04.2024 --- Ostermontag
Evangelium nach Lk 24,13- 35 Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah: Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah: Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 31.03.2024 --- Ostersonntag-Hochfest der Auferstehung des Herrnn
Christus ist erstanden! Ja, er ist wahrhaft auferstanden! Dieser Ruf und Gruß der orthodoxen Christenheit bringt den Grund des Osterjubels auf den Punkt. Wir folgen nicht nur einer Idee, die sich im Tod am Kreuz überholt hätte. Wir haben nicht nur ein Idol, das an den Realitäten dieser Welt gescheitert ist. Nein, Ostern bringen wir zum Ausdruck, dass die Liebe stärker ist als die Gewalt. Wir vertrauen darauf, dass der Mensch Jesus von Nazareth, den wir als den Christus Gottes bekennen, den Tod überwunden hat. Wir glauben, dass er lebt. Wir glauben, dass er unter uns ist. Wir glauben, dass in ihm die letzte Wahrheit dieser Welt und unseres persönlichen Lebens erkennbar wird. Dieser Glaube verändert die Weltsicht – auch auf das ganz persönliche Leben. Er schenkt eine unzerstörbare Hoffnung, die auf das lebensspendende Handeln Gottes gegründet ist. Ostern ist die wahrhaft große Zeitenwende. Liebe, Mitmenschlichkeit, Güte und Barmherzigkeit sind nicht nur leere Worte romantischer Gutmenschen. Die Liebe hat sich bewährt, gerade in der knallharten Auseinandersetzung mit den Realitäten dieser Welt. Ihr dürfen wir mehr vertrauen als allem Machtpoker und als allen militärischen Abwehrschirmen. Christus ist auferstanden. Das Leben besiegt den Tod.
Passion --- 29.03.2024 --- Zum Karfreitag
Predigt Gabriele von Karais --- 28.03.2024 --- Zum Gründonnerstag
Evangelium nach Joh 13, 1-15 Es war vor dem Paschafest Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 24.03.2024 --- Zum Palmsonntag
An diesem Sonntag beginnt die Heilige Woche, in der wir im “heiligen Spiel” die letzten Tage Jesu erinnern und ihn auf seinem Leidensweg begleiten. Für uns enden diese schweren Tage im Fest der Auferstehung an Ostern. Aber bevor es so weit ist, müssen die Tage der Dunkelheit, des Zweifels, der Angst erst ausgehalten werden. Was das bedeutet, wie schwer das sein kann, wissen vor allem Menschen, deren Erfahrungen mit dem vergleichbar sind, woran wir im Blick auf Jesus denken. Auch Jesus und seine Jünger mussten diese schwere Zeit erst durchtragen, bevor bei den Jüngern erst zaghaft und voller Zweifel und dann immer drängender und befreiend neue Hoffnung lebendig wurde. Wir haben keine einfachen Antworten auf die bedrängenden Fragen nach dem vielen Leid in dieser Welt. Oft genug müssen wir auf die Bosheit der Menschen schauen oder uns an die Vergänglichkeit allen Lebens erinnern, die auch vor uns nicht halt macht. Angesichts des Leids so vieler reicht aber keine theoretischen Antwort. Wir schauen auf Jesus und seinen eigenen Schmerzensweg, der gerade am Gründonnerstag und Karfreitag in der Liturgie besonders deutlich wird. Erst, wenn man die Schwere dieser Tage ermessen kann, wird auch die Wucht dessen sichtbar, was wir Ostern feiern.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 17.03.2024 --- Zum Fünften Fastensonntag
“Wir möchten Jesus sehen!” (Joh 12,20), so sprechen einige Menschen Philippus an, einen der Jünger Jesu. Was erwarten sie? Die Begegnung mit einem Prominenten? Wollen sie Anteil haben an dem Ruhm, der ihn zu dieser Zeit gerade noch umgibt? Einige Verse später hören wir wie Jesus von seiner Angst und seiner Erschütterung spricht. Er ist ein Mensch, der die Abgründe des Lebens kennt. Im Hebräerbrief, den wir ebenfalls am Sonntag im Gottesdienst hören, heißt es sogar, dass Jesus “mit lautem Schreien und unter Tränen” seine Angst im Gebet ausgedrückt hat. Wollen wir ihn so sehen? Oder lieber doch als Souverän, der mit allen Konflikten kompetent umgehen und sie lösen kann. Aber das ist er nicht. Jesus sehen, ihn wirklich sehen, bedeutet, ihn auch in seiner Schwachheit wahrzunehmen. Das kann helfen, wenn sonst kein Trost mehr greift. Jesus erlebt das, was zu uns Menschen gehört. Und er hält es aus. Das große “Trotzdem” dauert noch. Bis Ostern kommt, muss er noch einen Weg gehen. Und wir mit ihm...
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 10.03.2024 --- Zum Vierten Fastensonntag
Seit vielen Jahren gestaltet unsere Gemeinde Sankt Familia, Kassel, den Altarraum in der Fastenzeit in künstlerischer Weise. In diesem Jahr hat die Künstlerin Claudia Blume die Gestaltung übernommen. Claudia Blume ist Künstlerin, Holzschneiderin und Bildhauerin. Viele von Ihnen haben das Kreuz vermutlich schon selbst in unserem Kirchraum gesehen: An den Seitenpfosten des Altarraums sieht man rechts und links in klassischer Weise eine Darstellung von Christus und Gott Vater. In das Bild der Christus Ikone von Rubljev sind Chiffren für Teilen, Glaube, Liebe, Hoffnung eingefügt, Symbole für die Christusbotschaft. In das Vater-Bild das Wort: Licht. Über dem Kreuz hängt freischwebend die Darstellung einer Taube, Chiffre für den Heiligen Geist, der hier die weibliche Seite Gottes symbolisiert. Vor dem Altarkreuz, das sonst das ganze Jahr für die Gemeinde zu sehen ist, hat die Künstlerin jetzt einen Holzdruck installiert, eine “Mutter mit Kind”, der das eigentliche Kreuz vollständig verdeckt. Die Dreieinigkeit Gottes, zentrale Glaubensaussage der Christen, ist hier nicht patriarchal zu verstehen, wie die deutschen Begriffe Vater, Sohn und Heiliger Geist glauben lassen könnten. Im Hebräischen ist das Wort für “Geist”: “ruach”. “Ruach” ist weiblich und heißt wörtlich übersetzt Hauch, Atem, Wind, vom leisen Lüftchen bis zum heftigen Sturmwind. Das schließt Dynamik und Urgewalt ein. Das Tätigkeitswort dazu bedeutet: luftig, geräumig, weit sein. Wenn man bei der Darstellung der Dreifaltigkeit in Sankt Familia ein Dreieck zwischen Vater – Sohn – Heiliger Geist zieht, ist die Mitte das Kreuz mit der Frau und dem Kind. Damit wird der weibliche Anteil Gottes noch einmal sichtbar betont. Wie bei jedem Kunstwerk ist die Darstellung offen für die Interpretationen und Assoziationen, die die Betrachter in sie hineinlegen. Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Sicht des Kunstwerks mitteilen oder auch innerhalb der Gemeinde darüber ins Gespräch kommen.
Dr. Christiane Florin --- 03.03.2024 --- Predigt zur Fastenzeit
P. Anselm Grün --- 25.02.2024 --- Predigt zur Fastenzeit
Predigt Gabriele von Karais --- 18.02.2024 --- Zum Ersten Fastensonntag
Evangelium nach Mk 1,12-15 In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm. Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 11.02.2024 --- Zum Sechsten Sonntag im Jahreskreis
An diesem Sonntag begehen die Jecken in unserer Gesellschaft Fasching, Karneval. Für viele Menschen ist diese “5. Jahreszeit” ein willkommener Anlass, ausgelassene Freude zu suchen, sich zu verkleiden, einmal “ganz anders” zu sein. Im Evangelium dieses Sonntags hören wir dagegen von einem Menschen, der darum ringt, er selber zu sein. Als “Aussätziger” ist er unwillkommen, gehört er nicht dazu, darf er nicht der sein, der er ist. In der Begegnung mit Jesus macht er eine neue Erfahrung. Er findet Annahme, Mitleid, Wertschätzung. Und damit findet er auch neu und anders zu sich selber. In biblischer Sprache ausgedrückt wird er heil, wird er “rein”. Im Anschluss an die Tage des Karnevals beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit. Im Gegensatz zum Ramadan, dem Fastenmonat der Muslime gibt es für die Fastenzeit keine klaren Regeln und Vorgaben. Jeder, jede muss für sich selber suchen, was hilft, sich neu auf Gott auszurichten und die eigene Identität gegen alle Zerstreuungsversuchungen neu in die eigene Mitte zu führen. In unserer Gemeinde bieten wir viele Möglichkeiten an, die bei der persönlichen Suche nach Umkehr, nach Neuorientierung, nach dem Mehr an Leben helfen können: Vorträge, Übungen, Gebetszeiten, Fastengemeinschaft.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 28.01.2024 --- Zum Vierten Sonntag im Jahreskreis
Wir leben nicht nur von Essen und Trinken, sondern auch von Begegnungen und von den Worten, die dabei gemacht werden. Wir leben auch von Worten, von guten Worten, die uns helfen, aufrichten, stärken, ermutigen. Im Evangelium an diesem Sonntag hören wir, dass Menschen von den Worten Jesu “sehr betroffen waren, denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat.” (Mk 1,22). Jesus hat mit seinen Worten offenbar die Lebenswelt der Menschen erreicht. Manche seiner Worte sind überliefert und ja auch uns bekannt. Es könnte einmal eine gute Übung für einen ruhigen Moment sein, sich zu erinnern, welche Worte mir einfallen, auch, welche mir wichtig sind, welche vielleicht für mein eigenes Leben Bedeutung haben. Und es könnte eine gute Übung sein, selber mal im Evangelium zu suchen oder im Gottesdienst bewusst zu hören, welche Worte Jesu ich auf mein eigenes Leben hin hören kann. Vielleicht erfahre ich für mich selber neu, dass mir in ihnen “göttliche Vollmacht” begegnen will.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 21.01.2024 --- Zum Dritten Sonntag im Jahreskreis
“Die Zeit ist erfüllt!” (Mk 1, 15) hören wir im Gottesdienst an diesem Sonntag. Es sind die ersten Worte Jesu, die im Markusevangelium überliefert werden. “Ja”, könnte so manch einer seufzend bestätigen. “Die Zeit ist wirklich ausgefüllt. Und dabei hatte ich für das Neue Jahr so gute Vorsätze!” Aus dem Mund Jesu hören wir aber etwas ganz anderes, auch, wenn es im schnellen Hinhören ähnlich klingt. Er spricht nicht von “gefüllter Zeit”, wie wir manchmal einen vollen oder gar übervollen Terminkalender kennen. Er spricht von “erfüllter Zeit”. In erfüllter Zeit zu leben bringt ein ganz anderes Lebensgefühl. Jeder Verliebte, jede Verliebte weiß sofort, was damit gemeint ist. Jeder, der eine sinnvolle Tätigkeit ausübt, jede, die erfüllende Momente zum Beispiel in der Familie erlebt, kennt den Unterschied zwischen gefüllter und erfüllter Zeit. “Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe!”, sagt Jesus. Für ihn hängt die erfüllte Zeit mit der Sinnerfahrung zusammen, die aus seiner Gottverbundenheit kommt. Sie verändert das Leben. Es gibt auch so sicher anstrengende und stressige Zeiten. Aber sie laufen nicht ins Leere, nicht in die Sinnlosigkeit. Ein erfülltes Jahr 2024, das wäre wirklich ein Jahr des Heiles. Dass die Gottesbeziehung dazu einen Beitrag leisten könnte, ist wirklich eine gute Nachricht.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 25.12.2023 --- Zu Weihnachten-Hochfest der Geburt des Herrn
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 24.12.2023 --- Heiligabend
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. Lk 1, 26-38
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 17.12.2023 --- Zum Dritten Adventssonntag
“Gaudete! - Freut euch!” So ist der dritte Adventssonntag überschrieben. “Freut euch im Herrn zu jeder Zeit” heißt es deshalb im Eingangsruf zum Gottesdienst an diesem Sonntag. Und in der Lesung aus dem Brief an die Thessalonicher hören wir nochmal: “Freut euch zu jeder Zeit” (1 Thes 5,16). Grund für diese Freude sind nicht die äußeren Umstände wie Gesundheit, Wohlergehen, geordnete Lebensverhältnisse. Die sind “mal so und mal so”. Grund dieser Freude ist das Kommen des Heilands, das wir an Weihnachten feiern und auf das wir uns im Advent vorbereiten. Weihnachten wird nicht aufgrund der eigenen Stimmung, Weihnachten wird nicht von den Menschen gemacht oder verdorben. Weihnachten geschieht – als Geschenk Gottes an uns Menschen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 10.12.2023 --- Zum Zweiten Adventssonntag
Alles beginnt – mit dem Anfang. Was so banal klingt bekommt ein wunderbares Gesicht, wenn wir ein Neugeborenes sehen. Wie viel Verheißung, offene Erwartung und bedingungsloses Vertrauen strahlt einem da entgegen: der Anfang von so vielen Möglichkeiten. Was in einem Kind unübertroffen sichtbar wird, gilt aber auch für alles andere. Jedes Gespräch, jeder Besuch, jede Begegnung, auch jedes Buch beginnt mit vielen Möglichkeiten, mit einem Anfang. Und der will gestaltet werden. An diesem Sonntag hören wir im Gottesdienst den Anfang des Evangeliums, wie der Evangelist Markus es gestaltet und aufgeschrieben hat. Und dieser Anfang hat es in sich. Da heißt es: “Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes” (Mk 1,1). In wenigen Worten wird allesEntscheidende gesagt, was gesagt werden muss. Es geht um nichts weniger als um eine “Frohe Botschaft”, die Übersetzung des Begriffs Evangelium. Die Frohe Botschaft liegt darin, dass in Jesus von Nazareth, von dem erzählt wird, der “Sohn Gottes” begegnet. “Sohn Gottes”, d.h. Gottes Wahrheit selbst zeigt sich in dieser Welt. Auffallend ist, dass Markus im Gegensatz zu Lukas und Matthäus keine Kindheitserzählung überliefert. Die Krippe, von der bei Lukas erzählt wird, sind bei Markus die Zuhörer selbst. Er redet nicht von ihr und deutet damit an, dass die Zuhörer selber die “Krippe” sind, in der Gott sich zeigt. Indem die Leser das Wort, das jetzt erzählt wird, in sich aufnehmen, geschieht in ihnen selber eine “Geburt des Gottessohnes”. Göttliche Wahrheit in dieser Welt, göttliche Wahrheit in uns selbst – nichts weniger als diese umwälzende Wahrheit wird uns erzählt, als Evangelium, als Frohe Botschaft. Es gilt, die Kraft dieser Wahrheit in ihrer Bedeutung wahrzunehmen und zu erkennen.
Glaubenszeugnis Jörg Bader --- 02.12.2023 --- Zum Ersten Adventssonntag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam! Mk 13,33-37
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 26.11.2023 --- Christkönigssonntag
“Was ihr dem geringsten meiner Brüder, meiner Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan!” (Mt 25,40). Diese Worte aus dem Gleichnis Jesu über das “Weltgericht” hören wir an diesem Sonntag im Gottesdienst und werden daran erinnert, dass die Mitte des christlichen Glaubens im Handeln liegt. Die Nächstenliebe liegt nicht zunächst in Worten, nicht einmal im Gottesdienst, in der Liturgie, sondern im Verhalten, in konkreten Taten. Die Kraft des Glaubens zeigt sich darin, wie wir mit Menschen umgehen und zwar gerade mit den Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Das Lebensmotto für Christen heißt nicht: “Ich zuerst!”. Im Gegenteil: im Alltag kann man erkennen, ob ein Leben sich an der Botschaft Jesu ausrichtet oder eben auch nicht. Am vergangenen Sonntag hat Prälat Stanke aus Fulda Jugendliche in unserer Gemeinde gefirmt. In seiner Predigt sagte er ihnen: “Von euch wird viel erwartet. Und das ist auch gut so. Wenn man von jemandem sagt: `Von dem ist nichts mehr zu erwarten´ ist das sicher kein Kompliment.” Von euch wird viel erwartet! Das gilt nicht nur den Jugendlichen. Was erwartet wird hört sich so an: Kranke besuchen, Fremde aufnehmen, Bedürftigen beistehen. Von uns wird viel erwartet oder Selbstverständliches: dem Anderen ein liebevoller Mitmensch zu sein. Das bedeutet auch, die Anderen nicht nur herablassend als Objekt der eigenen Mildtätigkeit zu sehen, sondern so an den gesellschaftlichen Verhältnissen zu arbeiten, dass ein solidarisches Miteinander möglich wird.
Predigt Prälat Prof. Dr. Gerhard Stanke --- 19.11.2023 --- Firmung
Evangelium nach Lk 4, 14-22a In jener Zeit Kehrte Jesus erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Alle stimmten ihm zu; sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 12.11.2023 --- Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
In der vergangenen Woche hat unsere Stadt und die Katholische Kirche Kassel Glück im Unglück gehabt. Wäre das Dach der Elisabethkirche nicht am Montag, 6. November gegen 13.00 Uhr sondern wenige Stunden früher eingestürzt, wäre aus dem Unglück eine unermessliche Katastrophe geworden. Eine Kirche kann man renovieren oder wieder aufbauen. Undenkbar, wären Menschen betroffen gewesen. Gott sei Dank, dass sich der Schaden auf finanzielle und ideelle Werte beschränkt.Sollte das Unglück an der Elisabethkirche uns erneut auf die desolate Situation von “Kirche” aufmerksam machen? Etwa mit der Frage: “Lohnt es sich noch, sich um Kirchengebäude zu mühen, da wir doch immer weniger Menschen werden, die sich darin versammeln?” Aber: Wir sind nicht Nachlassverwalter einer großen Geschichte, sondern Wegbereiter einer neuen Gestalt der Kirche. So hat es Altbischof Kamphaus einmal formuliert. Im Evangelium dieses Sonntags hören wir die Aufforderung: “Geht ihm entgegen” (Mt 25,3). Die Zukunft, die uns im Glauben eröffnet ist, ist größer als die Vergangenheit unserer Tradition. Wir haben Zukunft. Und wir sind dabei, sie zu entdecken und zu gestalten.
Predigt Firmbewerber*innen Sankt Familia und Jörg Bader --- 05.11.2023 --- Einunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mt 4,17-20: Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 29.10.2023 --- Dreißigster Sonntag im Jahreskreis
“So spricht der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, den er an der rechten Hand gefasst hat, um ihm die Völker zu unterwerfen...”. Mit diesen Worten der ersten Lesung dieses Sonntags aus dem Jesajabuch beginnt ein Text, der z.Zt. an Dramatik und Aktualität kaum zu übertreffen ist. Mit Kyros ist der persische Herrscher angesprochen, der gerade (538 v. Chr.) Babylon, das heutige Irak, erobert hat. Für Israel, das zuvor von Babylon besiegt und in die Unfreiheit gezwungen war, bedeutete das Freiheit und das Ende eines langen Exils. Die Israeliten konnten endlich in die Heimat zurück. Will Jesaja sagen, dass die Herrscher im Auftrag Gottes handeln und Krieg führen? Könnte man so auch die schrecklichen Ereignisse, Terrorakte, Gewalt und Gegengewalt, die Bombardierungen und Entführungen dieser Tage im Nahen Osten deuten? Als von Gottes Willen herbeigeführte Ereignisse? Zum Nutzen Israels, zum Schaden seiner Feinde? Im Evangelium dieses Sonntags hören wir Jesus in einem Konflikt mit den religiösen Machthabern seiner Zeit, wie Jesus eine scheinbar ausweglose politische Frage wendet und eine ganz neue überraschende Sicht auf den Gottesglauben öffnet. Gott ist größer, anders, weiter, als wir es mit unserem Alltagsglauben oft wahrhaben wollen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 22.10.2023 --- Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
“Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Und deinen Nächsten wie dich selbst!” (Mt 22,37 f), antwortet Jesus, als er nach dem wichtigsten Gebot gefragt wird. Gott lieben – wie geht das? Wir haben eigentlich genug damit zu tun, den Menschen zu lieben. Das fällt oft schon schwer, sehr schwer. Aber mit den Menschen kann ich mich auseinandersetzen, kann Konflikte eingehen, um Lösungen ringen. Gott erfahren viele Menschen nur als abwesend. Ein Buchtitel dieser Tage lautet: “Ich glaube an einen Gott, der fehlt.” Darin beschreiben Menschen ihre Erfahrung der Abwesenheit Gottes und dem Versuch, damit umzugehen. Für Jesus ist die Gottesbeziehung das Zentrum seines Glaubens, seines ganzen Lebens. Aber auch er muss immer wieder um ihn ringen. Er stirbt sogar mit dem Schrei nach Gott: “Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!” (Mt 27,46). In dieser Spannung vollzieht sich oft das persönliche Glaubensleben: Gottsuche, Gottesnähe, Gottesferne... Gut, dass dies alles im Gottesdienst Platz hat.
Predigt Astrid Neugebauer --- 15.10.2023 --- Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mt 22,1-14 In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 08.10.2023 --- Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Skandalgeschichten sind meistens interessant. Gerade wenn jemand bloßgestellt wird. Nicht nur die Klatschblätter leben davon. Eine gewisse Schadenfreude kann man sich oft nicht verkneifen, wenn offenkundig wird, dass und wie jemand in ein Fettnäpfchen getreten ist. Bei der Benennung von Missständen kann man leicht denken: “Genau so ist es!” oder “Sie haben völlig Recht!” – Bis man manchmal merkt: “Eigentlich könnte ich ja selbst mit der Kritik gemeint sein! Ich bin vermutlich in diesem Punkt gar nicht anders!” Und ehe man sich versieht, ist man selber mit der eigenen Lebenshaltung in Frage gestellt. Ein Beispiel dafür können die Demonstrationen von “fridays for future” sein. Solange “man” allgemein die Klimaveränderungen beklagt, wird wohl fast jeder zustimmen können. Wenn das eigene Verhalten aber angefragt ist, sieht es oft schon anders aus. In den liturgischen Texten dieses Sonntags finden wir ein wunderbares Beispiel, dass und wie Kritik selber in Frage stellt und nie nur den Anderen meint. Wir lesen die biblischen Texte nur dann in ihrem eigentlichen Sinn, wenn wir unser persönliches Leben darin wiederfinden. Glaube ist nie nur ein abstraktes “etwas für wahr halten”. Glaube wirkt sich immer auch im Alltag aus. Gut, wenn wir das Sonntag für Sonntag in der Glaubensgemeinschaft im Gottesdienst erfahren – und auch miteinander einüben.
Glaubenszeugnis Bärbel Meyer --- 01.10.2023 --- Sechsundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mt 21, 28-32 In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging hinaus. Da wandte er sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ja, Herr - und ging nicht hin. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der erste. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist zu euch gekommen auf dem Weg der Gerechtigkeit und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 17.09.2023 --- Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
“Wie du mir, so ich dir!” – Diese Handlungsweise kennen wir nicht nur in der Politik. Sie bestimmt wohl oft unseren Lebensalltag. Kränkungen werden “heimgezahlt”, Unrecht lassen wir nicht auf uns “sitzen”. Wie verständlich. Und wie merkwürdig ist dann Jesu Vorgabe, die wir an diesem Sonntag im Evangelium von ihm hören: “Nicht sieben mal sondern siebenundsiebzigmal sollst du vergeben!”. Ist das nicht absolut lebensfern? Ich bin es doch meiner Selbstachtung schuldig, mich zu wehren. Und dennoch ist die Haltung der Vergebungsbereitschaft, der Barmherzigkeit eine der Grundsteine der Botschaft Jesu. Schwer, sehr schwer. Vermutlich sowohl für denjenigen, der wirklich darauf angewiesen ist, Vergebung zu erfahren. Und natürlich auch für die, die sich ungerecht behandelt fühlen. Die Aufforderung zur Vergebung kann ja nicht einfach bedeuten, einfach alles über sich ergehen zu lassen. Auch Vergebung bedeutet Arbeit, Aus-Einandersetzung, bevor dann – vielleicht – auch wieder andere Schritte möglich sind. Im Sonntagsgottesdienst stellen wir uns erneut Jesu Worten und seiner Einstellung zu einem gelingenden Leben.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 27.08.2023 --- Einundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mt 16,13-20 In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barj6na; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus - der Fels - und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 20.08.2023 --- Zwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Dass wir Menschen ein Leben lang Lernende bleiben (müssen), ist selten so deutlich gewesen, wie zu unseren Zeiten. Wer meint, eine anspruchsvolle Arbeit immer mit dem Wissen bewältigen zu können, das wir uns in der Ausbildung oder im Studium erworben haben, ist ganz schnell “von gestern”. Wer will sich von einem Arzt behandeln lassen, der seit 20, 30 Jahren keine Fortbildung gemacht hat? Wer nicht wenigstens Grundkenntnisse im Umgang mit dem Internet gelernt hat, ist mittlerweile aus vielen Lebensbereichen ausgeschlossen. Selbst, um ein neues Auto zu bedienen, muss man mittlerweile ausführliche Bedienungsanleitungen studieren. Was uns in den meisten Lebensbereichen selbstverständlich ist, gilt auch beim religiösen Wissen. Wer meint, mit dem auszukommen, was man in früher Kindheit im Erstkommunionunterricht oder vielleicht noch bei Konfirmation oder Firmung über den Glauben und das christliche Grundverständnis erlernt hat, wird schnell an scheinbar unlösbaren Glaubensfragen scheitern. Wenig von dem, was sich Menschen unter dem Wort “Gott” vorstellen, ist auch Gegenstand christlichen Glaubens. Wie viele grundlegend falsche Glaubensvorstellungen sind mit dem verbunden, was Menschen mit den Worten “Glaube”, “Sohn Gottes”, “Schöpfung”, “Wunder” usw. verbinden! Auch zum Glauben gehört ein lebenslanges Lernen dazu. Verwundert es Sie, zu hören, dass das auch für Jesus galt? Auch er musste seinen Glauben lernen. Auch er musste immer wieder darum ringen, in den verschiedensten Abschnitten seines Lebens neu und besser zu verstehen, was oder wer “Gott” ist. Er musste erst mühsam lernen zu verstehen, was sein eigener Auftrag, was seine persönliche Lebensberufung war. Das Evangelium, das wir an diesem Sonntag in unseren Gottesdiensten hören, macht das deutlich. Auch Jesus musste seine eigenen begrenzten Vorstellungen zunächst kennen lernen – um sie übersteigen zu können. Das mindert nicht seine Bedeutung. Im Gegenteil. Die Evangelisten hatten den Mut, auch Jesus als Lernenden zu schildern. Und sie zeigen uns damit, dass wir uns unseren eigenen Glaubensfragen stellen und in unserem Glauben wachsen dürfen. Auch im Glauben bleiben wir ein Leben lang Lernende. Gerade so werden wir den Anforderungen und Herausforderungen des Glaubens gerecht. Jesus merkt im Evangelium – auf das Drängen einer Frau hin –, dass sein Wort Bedeutung hat, auch über die Grenzen hinaus, die er bis dahin vermutete. Der Glaube einer Frau hat ihm geholfen, etwas über sich selbst zu erkennen. Sie hat ihm geholfen, etwas zu lernen, was ihm bis dahin noch nicht bewusst war. In den Evangelien werden uns sehr viele Beispiele gezeigt, wie Frauen sowohl Glaubensvorbilder sind als auch “mehr” vom Glauben verstanden haben. Sie haben manchmal mehr von der Botschaft Jesu verstanden, selbst als die nahen, beauftragten Jünger Jesu. Es wird Zeit, dass wir in unserer, der römischen Kirche, diese Wirklichkeit anerkennen und sie auch in die Strukturen unserer Kirche umsetzen. Auch dadurch, dass Frauen endlich den offiziellen Auftrag bekommen, den Glauben zu verkünden und ihn auch sakramental als Priesterinnen zu feiern.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 13.08.2023 --- Neunzehnter Sonntag im Jahreskreis
In der ersten Lesung dieses Sonntags hören wir von Elia, dem großen Propheten Israels. Er hat eine sehr schwere Zeit hinter sich, die ihn völlig erschöpft und auch resigniert zurückgelassen hat. Einer inneren Weisung folgend macht er sich auf und geht zum Gottesberg Horeb. Dort hofft er, Neues zu erfahren, sogar Gott selber zu begegnen. Hier erwartet er Sinn, Zukunft, Erfüllung. Seine ihn ganz überraschende Erfahrung aber ist, dass er das Große und Gewaltige nicht im Spektakulären erlebt, nicht im Außergewöhnlichen und im ganz Großen. Er findet es im Kleinen und Unscheinbaren. Man könnte sogar sagen: Er erlebt jetzt genau das, was er auch im Alltag, was er bei sich zuhause hätte erleben können. Vielleicht hat er es dort auch erlebt. Er hat es dort nur nicht wirklich verstanden. Er hat im Alltag nicht die Tiefe dessen erfahren, was sich ihm auch dort hätte zeigen können. Offenbar hat er diesen “Umweg” gebraucht. Er musste erst sich selbst ganz verausgaben, an die Grenzen seiner eigenen Kräfte, seiner eigenen Möglichkeiten kommen, um jetzt das zu verstehen, was sich ihm auch schon vorher gezeigt hatte. Dort, an diesem Platz in der Fremde, entdeckt er Neues im “Alten”. Es heißt, dass er im “sanften, leisen Säuseln” seine große neue Erfahrung macht. Martin Buber, der große jüdische Theologe, übersetzt dieses “sanfte leise Säuseln” mit dem Begriff des “verschwebenden Schweigens”. Im “verschwebenden Schweigen” erlebt und erfährt Elias nichts weniger als die Gegenwart Gottes. Dieser ungewohnte Begriff erinnert mich an ein Wort des Hl. Ignatius: “Nicht das Vielwissen, sondern das Verkosten der Dinge sättigt die Seele.” Die Fülle, das Sättigende erfahren – nicht im Mehr, nicht im Lauten, Spektakulären und Ungewöhnlichen, nicht in der Menge und Verschiedenheit. Die Fülle, das Sättigende erfahren, indem wir genau hinschauen und das Einzelne in seiner Bedeutung wahrnehmen. Das Große im Leisen, im Stillen, in den Zwischentönen entdecken. Das kann man sowohl auf dem heimischen Balkon in Kassel, in Vellmar oder Baunatal als auch an der See, in den Bergen oder auf Mallorca. Wie gut, dass wir in der Liturgie dieses Sonntags wieder daran erinnert werden.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 06.08.2023 --- Verklärung des Herrn
Wenn ich jemanden, den ich schon kenne, frage “Wer bist du?”, wird schnell deutlich, dass mit dieser Frage etwas Tieferes gemeint ist als nur die Frage nach dem Namen. Jugendliche, die so angesprochen sind, verstehen sofort, dass eine Identitätsfrage gemeint ist. Wer bist du wirklich? Was macht dich, was macht dein Leben aus? Was ist die stimmige Antwort? Was weiß ich eigentlich wirklich über mich zu sagen? Manchmal wird demjenigen, der darauf antwortet, damit selber etwas über die eigene Person klarer. Was ausgesprochen ist, wird bewusster – und bekommt damit auch eine andere Qualität. An diesem Sonntag, dem 6. August, feiern wir in der Kirche das Hochfest “Christi Verklärung”. Petrus, Jakobus und Johannes, drei der Jünger Jesu, erkennen etwas Neues an Jesus, was ihnen so vorher noch nicht aufgegangen war. In der Bildsprache der Bibel heißt es, dass Jesus “verwandelt” wurde und “seine Kleider so weiß waren, wie sie kein Färber auf Erden machen konnte” (Mk 9,3). Vielleicht ist Jesus selber in diesem Moment etwas über sich neu bewusst geworden. In der Bildsprache der Bibel wird dieses Neue ausgedrückt, indem Gott spricht: “Dieser ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören!” (Mk 9,7). Wir erleben eine richtige “Königsproklamation”. In Jesus scheint etwas von der göttlichen Qualität seiner Identität auf. Es wird sichtbar, was auch schon vorher da war, aber jetzt erst so richtig erfahrbar wird. – Die Evangelien machen in diesem Bild sichtbar, dass Jesus mit göttlicher Autorität spricht und handelt. Gleichzeitig wird aber auch gezeigt, was wir von uns selber denken dürfen. Unsere Identität wird nicht nur durch unser äußeres und inneres Tun oder Lassen bestimmt. Uns allen ist zugesagt, was wir hier an Jesus erleben dürfen. Im Blick auf ihn dürfen wir die göttliche Qualität unseres eigenen Lebens glauben und erkennen. Das ist ja seine Botschaft: Wir sind Gottes geliebte Kinder. So, wie er selber “Sohn Gottes” ist. Diese Qualität unseres Lebens dürfen wir nicht vergessen, wenn wir uns fragen, wer wir selber sind!
Predigt Gabriele von Karais --- 05.08.2023 --- Verklärung des Herrn
Evangelium nach Mt 17, 1-9 In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elíja und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 30.07.2023 --- Siebzehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mt 13,44-52 In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer ausgeworfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer,' sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja. Da sagte er zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
Predigt Jörg Bader --- 29.07.2023 --- Siebzehnter Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 23.07.2023 --- Sechzehnter Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Mt 13,24-43 In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune! Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten. Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war. Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen ' Ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war. Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn, der Acker ist die Welt, der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches das Unkraut sind die Kinder des Bösen, der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt, die Schnitter sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen die andere verführt und Gesetzloses getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 16.07.2023 --- Fünfzehnter Sonntag im Jahreskreis
Wenn uns ein gutes Wort gilt, stärkt das in der Regel. Wer hört es nicht gern, wenn jemand ihm sagt: “Das hast du wirklich gut gemacht!”, “Wie gut, dass ich dir begegnet bin!”, “Ich freue mich über dich!”. Aber viele kennen auch die Situation, dass diese Ermutigung kurze Zeit später durch andere Erfahrungen bereits wieder aufgehoben und wie weggewischt sein kann. Wie kann das bleiben und sogar wachsen, was uns stärkt? Im Evangelium dieses Sonntags hören wir, wie Jesus in einem Gleichnis genau darüber spricht. Er vergleicht das Reich Gottes mit einem Sämann, der Samen aussät. Dieser wächst und keimt – und es bleibt viel, trotz aller Bedrohungen und negativer Erfahrungen. Wie gut, wenn wir unseren Blick nicht vorwiegend davon beeinflussen lassen, was problematisch ist und schwierig, sondern uns an den guten und stärkenden Erfahrungen orientieren, die es ja auch jeden Tag gibt.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 09.07.2023 --- Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis
“Ich preise dich, Herr des Himmels und der Erde”, hören wir an diesem Sonntag im Evangelium Jesus rufen. Wir erleben hier in einem unbeschwerten Moment voller Freude, ja sogar Begeisterung. Jesus wird uns in den Evangelien immer wieder mit vielen Emotionen geschildert. Wir hören, dass er sich ärgert, dass er mit Menschen feiert, dass er zornig ist oder traurig. Es wird sogar erzählt, wie er seine Jünger voller Empörung zurecht weist und sie ausschimpft. Auch, dass er aus Angst und inneren Schmerzen weint. Jesus geht offen und frei mit seinen Gefühlen um. Er zeigt sie und er lebt sie. Im Evangelium des heutigen Sonntags wird erzählt, dass er sich freut – über Gott: “Ich preise dich, Herr des Himmels und der Erde – weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast” (Mt 11,25). Der Glaube an Gott ist einfach und klar verständlich: Gott ist der Ursprung von allem, was ist. In seiner Hand ist die Welt, in seiner Hand sind wir – geborgen. Und wir dürfen aus diesem Vertrauen auf die Gemeinschaft mit ihm leben. Für Jesus ist das – zumindest in diesem Moment – auch Anlass für eine unbeschwerte emotionale Freude, Anlass für diesen Jubelruf.
Glaubenszeugnis Angela Makowski --- 02.07.2023 --- Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 25.06.2023 --- Zwölfter Sonntag im Jahreskreis
“Fürchtet euch nicht!” Dieses Wort haben wir als Leitwort für das Jahr 2023 gewählt. Es begegnet uns im Evangelium dieses Sonntags gleich zweimal. Die Jünger, die sich entschieden haben, ihr Leben an der Botschaft Jesu auszurichten, werden für ihre Sendung vorbereitet (Mt 10, 5-42). Dabei hören sie zwar Worte der Ermutigung, aber gleichzeitig wird deutlich, dass ihnen Schweres droht, wenn sie sich auf die Botschaft Jesu einlassen. Dieser Weg wird ihnen nicht zunächst Anerkennung und Zustimmung einbringen. Im Gegenteil. Sie hören: “Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können!” (Mt 10,28). Würden Sie sich durch solch ein Wort zunächst getröstet fühlen oder nicht vielmehr erschreckt?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 11.06.2023 --- Zehnter Sonntag im Jahreskreis
“Komm, folge mir nach!” (Mt 9,9). So hören wir im Evangelium dieses Sonntags Jesus, der einen Menschen anspricht. Könnte es ein lohnendes Gedankenexperiment sein, sich selbst sich in dieser Weise von Jesus angesprochen zu wissen? Könnten Sie sich das überhaupt vorstellen? Wie würde ich, wie würden Sie reagieren? Vielleicht gar nicht? Wären Sie überrascht? Erfreut? Verunsichert? Von dem Mann, der so angesprochen wird, heißt es kurz und bündig als Reaktion auf Jesu Aufforderung: “Sogleich stand er auf und folgte Jesus nach.” Die Anderen reagieren überrascht, sogar empört. Es passt nicht in ihr Bild, dass gerade dieser Mensch von Jesus eingeladen wird. Auf ihre Vorhaltungen antwortet Jesus: “Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.” Das ist eine Ermutigung für uns angesichts der eigenen Schwäche. Es ist aber zugleich auch eine Herausforderung, wie mit den Schwachen und Bedürftigen unserer Gesellschaft umzugehen ist.
Predigt Bärbel Meyer --- 07.05.2023 --- Fünfter-Sonntag-der-Osterzeit
Evangelium Joh 14,1-12 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Predigt Pfr. Wilhelm Lohle --- 30.04.2023 --- Vierter-Sonntag-der-Osterzeit
Evangelium nach Joh 10,1-10 In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Predigt Gabriele von Karais --- 23.04.2023 --- Dritter-Sonntag-der-Osterzeit
Evangelium nach Joh 21,1-14 In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natimael aus Kana in Galiliia, die Söhne des Zebediius und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 16.04.2023 --- Zweiter Sonntag der Osterzeit
Der Osterjubel klingt noch nach. Die Christen feiern dieses grundlegende Fest nicht nur ein, zwei oder drei Tage. 50 Tage – von Ostersonntag bis Pfingsten – wird die Osterfreude “verkostet”. 50 Tage lang versuchen wir ausdrücklich, die Kraft dieser Botschaft zu “verstehen”, besser, mit dem Herzen zu erfassen. Diese 50 Tage bezeichnen einen Prozess. Ostern ist nicht banal, nicht selbstverständlich. Ostern stellt die Welt auf den Kopf. Wir erleben, dass alles dem Untergang geweiht ist. Wir glauben, dass dieser Untergang einen “Durchgang” bezeichnet, der von Licht, von Zukunft, von Verherrlichung begleitet ist. Die 50 Osterfesttage, in denen wir jetzt stehen, bezeichnen einen Glaubensprozess, der vielleicht von niemanden so gut bezeugt und verkörpert wird wie vom “ungläubigen Thomas”. “Wenn ich meine Hände nicht in Jesu Seite, wenn ich meine Finger nicht in seine Wunde legen kann, glaube ich nicht!” (Joh 20,25). Thomas will den Finger in die Wunde legen, seine Fragen stellen. Er will sich vergewissern. Ja, wir haben einen “tastendenden Glauben”. Thomas tastet sich über die Wunden an den Auferstandenen heran. Er lebt einen realistischen Glauben. An diesem Sonntag hören wir im Evangelium von seinem Glaubensweg.
Glaubenszeugnis Gabriele von Karais --- 10.04.2023 --- Ostermontag
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 09.04.2023 --- Ostersonntag
Der Osterjubel will sich Bahn brechen. Ungeschmälert. Ohne Einschränkung. Ungebremst.Darf das heute sein? Angesichts der Not unserer Zeit! Angesichts der vielen Kriege, der um sich greifenden Gewalt, der Einschränkungen der Menschenrechte, die wir an so vielen Orten beklagen müssen? Angesichts der Trauer, die so viele Menschen erleben? Jubeln und Feiern – trotz all dem, was in unserer Welt droht und gerade auch geschieht?Ja, gerade deswegen dürfen wir – müssen wir sogar - als glaubende Christen unsere Hoffnung immer wieder selbst bewusst machen, sie in unseren Gottesdiensten feiern, ihre Kraft und Bedeutung für uns neu entdecken und entfalten. Wir dürfen sie auch in die Welt hinausrufen. Die Welt braucht diese Hoffnungszeichen, sie braucht Visionen, von denen man leben kann. Der Glaube an die todesüberwindende Kraft der Liebe Gottes ist ja nicht von den jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnissen abhängig. Dieser Glaube berührt uns nicht erst dann, wenn “die Verhältnisse” stimmen. Ganz im Gegenteil: dieser Glaube hat übergreifende Bedeutung. Ja, er selber deutet diese Welt – in einem anderen Licht. Wir leben nicht aus der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit. Der Glaube an die Gegenwart Gottes, an seine Liebe hat gestalterische Kraft. Er ist das letzte Wort über unsere Gesellschaft, auch über unser Leben. Darum lebt die Hoffnung, darum lebt das Leben. Darum siegt die Liebe.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 07.04.2023 --- Karfreitag
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 26.03.2023 --- Fünfter-Fastensonntag
Wir gehen auf Ostern zu – das große Fest der Christenheit. Da feiern wir die Auferstehung Jesu. Und dennoch bleibt immer wieder die Frage, was mit diesem Wort “Auferstehung der Toten” gemeint sein soll. Einfach nur die Rückkehr ins Leben, so als wäre der Tod ausgelöscht? Dieses Verständnis greift zu kurz, wie wir beim Sterben so vieler uns lieber Menschen schmerzlich im Alltag erfahren müssen. Das Evangelium der Auferweckung des Lazarus, das uns an diesem Sonntag im Gottesdienst begegnet, weist auf ein anderes Verständnis hin. Es schenkt uns wesentliche Kernsätze, die helfen, das Leben im Hier und Jetzt richtig zu verstehen. “Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.” (Joh 11). Wir sind auch im Angesicht des Todes zum Leben gerufen – mit der Verheißung auf ein Leben, das Gott schenkt und das “bleibt”. Was das im Einzelnen heißt, bleibt uns entzogen. Es reicht, das Vertrauen auf Gott zu bewahren und so – in der Haltung des Vertrauens - zu leben. Jesus fragt Marta, die Schwester der Marta und des Lazarus: “Glaubst du das?” Diese Frage stellt sich als Lebensfrage an uns. Können wir glauben, in der Liebe Gottes geborgen zu sein und zu bleiben, trotz allem. Wunderbar wer antworten kann wie Marta: “Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes.” Dann schenkt sich uns “ewiges” Leben – schon jetzt.
Fastenpredigt Benjamin Isaak-Krauß --- 19.03.2023
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 19.03.2023 --- Vierter-Fastensonntag
“Womit habe ich das verdient?” Diese Frage quält Menschen oft, die einen schweren Schicksalsschlag beklagen oder die sich mit einer Wendung in ihrem Leben auseinandersetzen müssen, die ihre eigenen Pläne durchkreuzt. Oft taucht dann die Frage nach einer Schuld auf, für die man womöglich von Gott “bestraft” wird. Dann ist man “selber schuld” – an einer Krankheit, an einem Unfall, an einem Leiden. Diese Einstellung ist wohl nicht auszurotten und begegnet uns auch oft in der Bibel. Auch bei den Jüngern. Für sie ist klar: Behinderung, Krankheit, Unglück ist eine Strafe Gottes. Jesus nimmt in dem Evangelium, das wir diesen Sonntag im Gottesdienst hören, ausdrücklich Stellung gegen eine solche Haltung. Natürlich gibt es auch unmittelbare “Tun-Ergehen-Zusammenhänge”. Wer übermäßig Alkohol trinkt, raucht, muss mit entsprechenden körperlichen Folgen rechnen. Aber daraus kann man keinen Automatismus machen. Damit würden wir Gott zu einem kleinlichen Strafrichter machen. Jesus will zu einem Vertrauen zurückführen, das sich auch im Unglück auf Gott richtet. Der Glaube an Gott bewahrt uns nicht vor Unglück und Leid, er bewahrt im Unglück und Leid. Im Vertrauen wird der Blick wieder frei für die Zukunft. Dann stellen wir nicht mehr die Frage: “Warum hat mich dieses Ereignis getroffen?” sondern fragen: “Wohin führt mich diese Erfahrung meines Lebens?” Damit wird der eigene Weg trotz allem wieder frei für meine Zukunft.
Fastenpredigt Prof. Dr. Thomas Schwartz --- 12.03.2023
Predigt Gabriele von Karais --- 12.03.2023 --- Dritter-Fastensonntag
Evangelium nach Joh 4,5- 42 In jener Zeit kam Jesus zu einer Stadt in Samarien, die Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Die Samariterin sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden? Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen! Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her! Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus heißt. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, der mit dir spricht. Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, doch keiner sagte: Was suchst du? oder: Was redest du mit ihr? Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen, kehrte zurück in die Stadt und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mensch, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Christus? Da gingen sie aus der Stadt heraus und kamen zu ihm. Währenddessen baten ihn seine Jünger: Rabbi, iss! Er aber sagte zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt. Da sagten die Jünger zueinander: Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht? Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden. Sagt ihr nicht: Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte? Sieh, ich sage eu ch: Erhebt eure Augen und seht, dass die Felder schon weiß sind zur Ernte! Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, sodass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen. Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät und ein anderer erntet. Ich habe euch gesandt zu ernten, wofür ihr euch nicht abgemüht habt; andere haben sich abgemüht und euch ist ihre Mühe zugutegekommen. Aus jener Stadt kamen viele Samariter zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Rede glauben wir, denn wir haben selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.
Fastenpredigt Dr. Stefan Silber --- 05.03.2023
Predigt Astrid Neugebauer --- 05.03.2023 --- Zweiter-Fastensonntag
Evangelium nach Mt 17,1-9 "In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!"
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 19.02.2023 --- Siebter-Sonntag-im-Jahreskreis
“Wenn dich einer auf die Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin!” (Mt 5, 39). Dieses Wort Jesu aus der Bergpredigt hören wir am Sonntag im Gottesdienst. Es mutet so weltfremd an, dass man sich heute (am Karnevalssonntag) nicht wundern würde, wenn direkt der Narhallamarsch und ein Tusch ertönen würde, der die Leute zum Lachen auffordert. Kann man das wirklich ernst nehmen? Wo kämen wir denn hin, wenn wir das Unrecht einfach hinnehmen würden? Der Aggressor selber wäre ja ermutigt und würde sich noch mehr Unrecht erlauben. “Auge um Auge, Zahn um Zahn” – so funktioniert die Weltpolitik, so leben wir im Alltag. Nur so können wir überleben. Ist Jesus wirklich so weltfremd, dass er das nicht wahrnimmt. Aber: “Auge um Auge...”, führt das nicht dazu, dass schließlich alle blind sind? Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir die alten Konzepte der Gewalt und der scheinbar gerechtfertigten Gegengewalt wirklich glaubwürdig durchbrechen? Wenn wir den ersten Schritt tun und nicht erst auf den, auf die Anderen warten? Wie wäre es, wenn wir, wenn die Christen, wenn ich damit anfange, Zeichen der Versöhnung, Zeichen der Gemeinschaft zu setzen? Gerade da, wo es nicht erwartet wird. In der Ukraine, in Syrien, in Afghanistan, in Israel sehen wir, wie der Kreislauf der Gewalt eskaliert und immer mehr Vernichtung mit sich bringt. Die andere Wange hinhalten – das ist nicht ein Zeichen von Schwäche, von Passivität. So wird aus der Haltung der Gewaltfreiheit der Gewalt eine Alternative gegenübergestellt, die herausfordert – die Person, die dieses Zeichen setzt und die Person, die damit konfrontiert wird. Für Jesus ist diese Sprache Zeichen des angebrochenen Gottesreiches, für das er sogar den ungerechten Tod erleidet. Uns Christen fordert dieses große Wort heraus – in unserem persönlichen Alltag. Und auch in unserem politischen Handeln.
Predigt Jan Uhlenbrock --- 12.02.2023 --- Sechster-Sonntag-im-Jahreskreis
Evangelium nach Mt 5,20-22a.27-28.33-34a.37 "In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht. Eure Rede sei: Ja Ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen."
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 29.01.2023 --- Vierter-Sonntag-im-Jahreskreis
“Selig, die arm sind vor Gott!” Diese großen, umstürzenden Worte hören wir an diesem Sonntag im Gottesdienst. Damit beginnt die Bergpredigt, in der Jesus viele der herkömmlichen Werte ins Gegenteil kehrt. “Selig, die Trauernden. Selig, die keine Gewalt anwenden!” - Wie kann man so leben? Alle Realität scheint dagegen zu stehen. Merken wir Christen noch, wie sehr uns die Worte Jesu in einen Gegensatz zu den bürgerlichen Werten unserer Gesellschaft stellen? Merken wir in unserem privaten Leben noch, welche Kraft, welche Dynamik eine solche Lebenshaltung in uns frei setzen könnte? Spüren wir, wie sehr wir uns entwickeln könnten, wenn wir so leben, wie Jesus es in den Seligpreisungen zeigt? Wir würden lernen, uns selber wertzuschätzen, einfach, weil wir “sind” – und nicht, weil wir “haben”. “Arm sein vor Gott” heißt für mich zunächst, das ich sein darf, wie ich bin. Nicht sein müssen, wie andere mich haben wollen. Nicht den falschen Kriterien, die andere oder ich selbst gesetzt haben, nachlaufen müssen, sondern so sein dürfen, wie Gott mich geschaffen hat. Nicht mehr sein zu müssen, als ich bin – aber auch nicht weniger. Jesus hat diese unglaubliche Freiheit gelebt. Ihm nachfolgen heißt, ihm auch darin ähnlicher zu werden.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 22.01.2023 --- Dritter-Sonntag-im-Jahreskreis
“Kommt her, folgt mir nach!” Viele kennen dieses Wort Jesu, mit dem er einige Menschen anspricht und sie bittet, sich enger mit ihm zu verbinden. Wir hören davon am Sonntag im Gottesdienst. Die Jünger sollen Jesu Lebensgrund kennenlernen. Mehr als äußere Verhaltensweisen kommt es ihm vermutlich auf eine innere Haltung an. “Nachfolge” heißt nicht, irgendein Tun nachzuahmen. Wenn wir uns von der Einladung zur Nachfolge, zur engeren Gemeinschaft mit Jesus und seinem Lebensgrund angesprochen sehen, müssen wir die Haltung Jesu auf unsere Themen übertragen. Das ist ein anspruchsvoller, auch ein kreativer Akt. Jesus beruft die Jünger, “Menschenfischer” zu sein. Er spricht sie also bei dem an, was sie als Fischer kennen. Aber es kommt etwas Neues dazu: das Leben aus der Haltung von Glaube, Hoffnung und Liebe zu leben. Für die Jünger hat sich dadurch vieles verändert. Würde sich auch für uns vieles verändern? Könnten wir den Ruf zur Nachfolge in unseren Alltag einbringen? Könnten wir uns in unserem von Familie, Beruf und Freizeit bestimmten Alltag immer wieder fragen: “Was hätte Jesus jetzt dazu gesagt?" Dann wäre unser Glaube nicht beschränkt auf eine religiöse Sonderwelt am Sonntag oder bei bestimmten Festen, sondern gehörte zu den prägenden Elementen unseres Alltags?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 15.01.2023 --- Zweiter-Sonntag-im-Jahreskreis
“Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.” Das sind Worte, die vielen von uns sehr vertraut und bekannt sind. Wir sprechen sie in jeder Eucharistiefeier kurz vor der Austeilung der Kommunion. Gleichzeitig sind es aber auch Worte, die heute wie aus der Zeit gefallen scheinen. Sie wirken sperrig, fremd, unverständlich. Was aber nicht verstanden, wird ist langweilig. Der spannendste Thriller ist nichtssagend, wenn wir ihn in einer uns unbekannten Sprache sehen. “Das Lamm Gottes” – ein Bild für eine ganz bestimmte Messiaserwartung der Juden. Im Gottesdienst hören wir dieses Glaubensbekenntnis im Evangelium, das Johannes der Täufer ausspricht, wir feiern es und versuchen neu, dieses Glaubensbild in seiner Bedeutung für uns zu verstehen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 08.01.2023 --- Taufe-des-Herrn-Fest
„In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Mt 3, 13-17
Predigt Pfr. Wilhelm Lohle --- 01.01.2023 --- Neujahr
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 25.12.2022 --- Weihnachten-Hochfest der Geburt des Herrn
“Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf” (Jes 9,1). Kann man die Freudenbotschaft der Weihnacht in schönere Worte fassen? Nicht nur die Menschen, die in der Ukraine im Moment im Dunkel und in der Kälte leben, nicht nur die, die an der Grenze zu Belarus und Polen vergeblich nach Hilfe suchen, nicht nur die, die an ihrem eigenen Lebenssinn zweifeln, nicht nur die, die darauf hoffen, dass es “mehr als alles” geben muss, sollen mit diesen Worten angesprochen und getröstet werden. Allen Menschen auf der ganzen Welt gilt diese unglaubliche Botschaft, die der Evangelist Lukas in diese Worte kleidet: “Euch ist heute der Heiland geboren. Christus ist's, der Herr!” (Lk 2,11). Es sind nicht nur große Worte, die uns in der Weihnachtsbotschaft begegnen. In der Person Jesu haben diese Worte für uns ein Gesicht bekommen. Deshalb hören wir am Weihnachtstag: “Und das Wort ist Fleisch geworden und hat mitten unter uns gewohnt” (Joh 1,14). Die Heilsbotschaft des unbegreiflichen Gottes, ohne den nichts ist, was ist, sagt uns, dass Gott in Jesus von Nazareth ganz nah ist, dass er unser Leben kennt, es begleitet und hält.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 18.12.2022 --- Vierter Adventssonntag
Das unsere Pläne durchkreuzt werden, ist vermutlich für viele von uns Alltagserfahrung. Wie viel nehmen wir uns vor – und wie wenig davon lässt sich oft realisieren. Wir lernen, mit Enttäuschungen umzugehen. Aber das ganze Lebensträume platzen und scheitern, ist – Gott-sei-Dank – nicht so häufig. Dennoch gehört auch das zum Leben. Wie damit umgehen? Im Matthäusevangelium wird uns am Anfang der Weihnachtsgeschichte Josef vorgestellt. Nicht Maria, bei Matthäus ist es Josef, der vor die große Vertrauensfrage gestellt wird. Und er sagt sein JA. Er sagt es anders, als es uns der Evangelist Lukas von Maria überliefert. Josef bleibt der große Schweiger. Von ihm ist uns kein einziges Wort überliefert. Man kann nur ahnen, welche Kämpfe, welche Auseinandersetzungen sich in ihm abgespielt haben. Aber er bleibt “im Vertrauen”. Er lässt zu, was das Leben ihm zumutet. Und er tut es, weil er darin Gottes Gegenwart glaubt. In Josef begegnet uns ein Mann, der absolut vertraut. Josef, einer, der nicht alles selbst in der Hand hat und bestimmt. In der patriarchalen Ordnung seiner Zeit ist diese Haltung gewiss nicht selbstverständlich.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 11.12.2022 --- Dritter Adventssonntag
“Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meines Herzens Tür dir offen ist!” So singen wir in dem sehr bekannten Adventslied “Macht hoch die Tür, die Tor macht weit” zu Beginn der 5. Strophe. Eine “offene Herzenstür” ist ein wunderbares Bild. Gleichzeitig müssen wir uns immer wieder fragen: Stimmt es denn wirklich, dass wir den “Heiland Jesus Christ” erwarten? Suchen wir nicht mehr die Erfüllung unserer Wünsche und Vorstellungen? So berechtigt das auch sein mag: Advent und Weihnachten weisen uns über unsere eigenen Wünsche hinaus. Das musste auch Johannes der Täufer erfahren, dessen eigene Vorstellungen vom erwarteten Messias total durcheinander gekommen waren. Was er in Jesus erlebt war so ganz anders, als er es sich selber vorgestellt hat. Vielleicht ist es manchmal eine heilsame Verwirrung, die unsere eigenen Bilder durcheinander bringt und uns – unverhofft – auf das Größere öffnet, das wir dann eigentlich so doch nicht erwartet hatten!? Das Leben ist in der Regel der beste Lehrmeister, uns von falschen Glaubensvorstellungen zu befreien.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 27.11.2022 --- Erster Adventssonntag
“Seid wachsam! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde” (Mt 24.43). Dieses Wort aus dem Matthäusevangelium, das wir an diesem Sonntag im Gottesdienst hören, leitet in diesem Jahr die Adventszeit ein. Die Erfahrung, dass wir überrascht werden können, gehört zu den grundlegenden Lebenserfahrungen der letzten Jahre für unsere ganze Gesellschaft. Keiner hat kurze Zeit vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geahnt, welch umwälzende Entwicklung so schnell auf uns zu kommen würde. Genauso hat die Meisten der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit all den schlimmen Konsequenzen überrascht. Und trotz der Jahrzehnte alten Warnungen vor der Klimakatastrophe scheinen wir immer noch nicht zu ahnen, was auf uns zukommen wird. “Seid wachsam!” Man kann dieses Wort des Evangeliums als Mahnung, gar als Drohung hören. Oder als Einladung zur Aufmerksamkeit, um etwas Wesentliches nicht zu verpassen. “Seid wachsam!” Im Evangelium soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir letztlich nicht das Unheil erwarten sondern auf das Heil ausgerichtet sind. Es kommt nicht nur “etwas” auf uns zu, sondern “jemand”: der Heiland, der Erlöser selbst. Und er kommt – nicht erst in unermesslichen Zeiten einer fernen Zukunft, sondern schon jetzt! Auch: mitten hinein in unser Leben, in unseren Alltag. Dieses Heil sollen wir nicht verpassen. Offenbar scheint das Erwartete, das Kommende, der Heiland selbst nicht derart spektakulär zu kommen, dass man es nicht auch übersehen könnte. Das Heil Gottes will sich im Kleinen und Unscheinbaren erweisen, in dem, was ich gerade in diesem Augenblick erlebe. Aufmerksam sein auf den Alltag, auf das Hier und Jetzt – und darin – schon jetzt – Gottes Heil erwarten! Wäre das nicht eine gute Ausrichtung, den Advent zu erleben und die Geburt Jesu zu erwarten!?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 20.11.2022 --- Christkönigssonntag
In den letzten Tagen geht mir immer wieder ein Wort des Apostels Paulus durch den Kopf, das er an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat: “Ich will nichts anderes kennen als Jesus Christus und zwar als den Gekreuzigten” (1 Kor 2,1). Jesus kennen wir: als Prediger, als Heiland, als Lehrer... Ihn als Gekreuzigten zu “bewerben”, wäre vermutlich ein schlechter Slogan. Wer will schon zu einem Verlierer gehören, zu einem, der abgelehnt wird. Paulus bekennt sich dagegen ausdrücklich zu ihm “als den Gekreuzigten”. Genau diesen Jesus, den Leidenden und Gekreuzigten, will er “kennen”, sich von ihm beeinflussen und sich von ihm prägen lassen. Was würde eine solche Haltung – im Schwachen und im scheinbar Gescheiterten die Wahrheit Gottes erkennen –, in den Konflikten unserer Zeit bedeuten? In der Auseinandersetzung mit dem Ukraine-Krieg? In der immer wieder betonten Notwendigkeit, den eigenen Lebensstil zu reduzieren – angesichts der Klimakatastrophe. Was würde es bedeuten, wenn wir mehr auf unser Recht verzichten als es einzuklagen? Ist das realistisch? An diesem Sonntag begehen wir den “Christkönigssonntag” – mit einem König, der am Kreuz hängt, der eine Dornenkrone trägt, der ausgepeitscht wird. Vielleicht müssen wir unser eigenes Verständnis von Jesus vielfach noch einmal überprüfen und überdenken. Will ich ihn tatsächlich – wie Paulus – ausdrücklich als “den Gekreuzigten” kennen und folgen? Als Einzelne, als Gemeinde und auch als Gesamtkirche müssen wir da bestimmt noch viel lernen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 13.11.2022 --- dreiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Im Gottesdienst an diesem Sonntag hören wir in unseren Kirchen ein gewagtes Wort Jesu: “Wenn ihr von Kriegen und Aufständen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken!” (Lk 21,9). Wie das? Wir sollen nicht erschrecken angesichts des Krieges in der Ukraine? Ruhig bleiben angesichts der Spannungen im Iran, in Äthiopien? Tatsächlich – das gibt es! Eine junge Frau aus Somalia, die als Flüchtling bei uns im Pfarrhaus Zuflucht gefunden hat, erzählt von den täglichen Gewalttaten und Schießereien in ihrer Heimat. Und trotz all der erlebten Schrecken strahlt sie eine Freude und innere Kraft aus, die beeindruckend ist. Sie ist gläubige Muslima. „Lasst euch nicht erschrecken“, das meint nicht, Gewalt und Ungerechtigkeit sind egal. Aber selbst sie haben nicht das letzte Wort. Unzählige Menschen leben so und erleben das. Jesu Wort erinnert daran. Und kann uns in unserer Hoffnung stärken. Und im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit.
Glaubenszeugnis Gabriele von Karais --- 05.11.2022 (Samstag) --- Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 30.10.2022 --- Einunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Der kleine Zachäus, ein Zolleintreiber in Jericho, von dem wir an diesem Sonntag im Evangelium hören, ist vielen von uns seit Kindertagen bekannt. Man kann ihn als Symbolfigur für einen Menschen sehen, der seine körperlichen Unzulänglichkeiten durch ein übertriebenes Machtgebahren übertünchen will. Es wird erzählt, dass er in der Begegnung mit Jesus nicht bloßgestellt, nicht ausgeschimpft, nicht bestraft, sondern in seiner eigentlichen Bedürftigkeit erkannt und gewürdigt wird. Diese überraschende Erfahrung hilft ihm zu einem neuen Selbstverständnis und bringt ihn zu einer menschlicheren Lebenshaltung. Ist das nicht ein Modell, das in den vielen Problemen unserer Zeit entscheidende Impulse geben kann? Nicht nur die waffenstarrenden Despoten, die wir an vielen Orten erleben, auch Menschen unserer Umgebung, vermutlich oft auch wir selber, wollen mit einem Imponiergehabe eigene Unsicherheiten übertünchen. Wie würde unsere Welt, wie würde unsere nähere Umgebung, wie würde unser Leben aussehen, wenn es uns gelingen würde, hinter der Maskerade die oft verborgene Sehnsucht nach Zuwendung, nach Anerkennung, nach Ansehen zu erkennen? Jesus hat Zachäus nicht mit Vorwürfen überschüttet, sondern ihm geholfen, sein Gesicht zu wahren und sich selber neu zu verstehen. Das wiederum hat Zachäus geholfen, aus eigenem Antrieb sein Leben zu ändern und sein verkehrtes Verhalten aufzugeben.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 16.10.2022 --- Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
In einer schweren und entscheidenden Situation wusste Mose, dass er seinem Volk nur helfen konnte, indem er betete. Er konnte das Gebet aber nur durchhalten, ihm nur Beständigkeit verleihen, wenn er sich dabei von Aaron und Hur, zwei Männer aus der Gemeinschaft der Israeliten, stützen ließ. Diese Geschichte (Ex 8,12) hören wir an diesem Sonntag als Lesung im Gottesdienst. Für mich ist diese Dreiergemeinschaft von betenden Menschen ein schönes Bild für die Erfahrung, dass man nicht auf Dauer allein ein Glaubender sein kann. Wir brauchen die Anderen, wir brauchen die Glaubensgemeinschaft, wir brauchen die Stärkung durch das (Glaubens-)Gespräch, durch die gemeinsame Feier des Gottesdienstes, durch das Miteinander in der Liturgie. Auch für unser Leben heute in unserer säkularen Welt gilt: Die Glaubenden müssen sich gegenseitig stärken. Keiner kann auf Dauer für sich allein Christ sein. Gut, dass wir jetzt, wo die Corona-Beschränkungen deutlich an Bedeutung verlieren, auch wieder in größerer Zahl miteinander Gottesdienst feiern können. Manch einer wird sich in den vergangenen zwei Jahren daran gewöhnt haben, den Sonntagvormittag auch ohne Gottesdienst zu gestalten. Für eine Zeit wird das gehen. Für eine Zeit musste es gehen. Aber es besteht auch die Gefahr, dass sich verflüchtigt, was einst wichtig und prägend war. Im Evangelium hören wir wie Jesus in einem Gleichnis ein ähnliches Thema aufgreift, wie es uns bei Mose begegnet. Beständigkeit und Ausdauer hilft einer rechtlosen Frau, ihre Not zu wenden. Jesus zeigt damit, dass es Beständigkeit und Ausdauer auch für das Gebet braucht. Das Beten ist der Atem unseres Glaubens. Ohne zu beten würde unser Glaube flach und ziellos. Die Glaubensgemeinschaft, auch die Gemeinschaft im Gottesdienst, kann uns helfen, diese Grundhaltung des Glaubens inmitten der vielfältigen Anforderungen des Alltags immer wieder neu einzuüben und zu pflegen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 09.10.2022 --- Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
“Dankt für alles, denn das will Gott von euch” (1 Thess 5,19) schreibt Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki. Man könnte fragen, in was für einer Welt Paulus gelebt hat. Soll man etwa für die Unterdrückung durch die Römer danken, für die Ungerechtigkeit im eigenen Land, für die Erfahrung von Krankheit, Not und Elend? Soll man heute danken für die Klimakrise, für den Krieg in der Ukraine, für all das Elend, das uns überall begegnet? Wenn man so vordergründig schaut und fragt, sind die Worte, man solle für alles danken, tatsächlich unsinnig. Aber Paulus versteht sie wohl viel grundsätzlicher: Dankt für euer Leben. Dankt für all die Möglichkeiten, die euch gegeben sind. Dankt, dass ihr von allem lernen könnt, zu vertrauen. Dankt dafür, dass euch alles auf Gottes Wahrheit verweisen will. Dankt, dass ihr so lernen könnt, die Tiefe der Existenz zu erkennen oder zumindest zu erahnen. Ein Gemeindemitglied hat vorgeschlagen, angesichts der zunehmenden Beunruhigung in unserer Welt, auch angesichts der wachsenden Angst vieler Menschen zu reagieren. Wir sollten den Trost, der uns im Evangelium und in der ganzen Bibel immer neu zugesprochen wird, zum bleibenden Motto der Verkündigung machen und ihn auch immer wieder ausdrücklich im Gottesdienst der Gemeinde zusprechen. Wir haben diesen Vorschlag diskutiert und folgendes beschlossen: Wir werden den Entlassruf beim Gottesdienst um einige Worte erweitern. Sie werden ab jetzt bis auf Weiteres am Ende des Gottesdienstes hören: “Gehet hin in Frieden und fürchtet euch nicht, denn Gott ist mit euch!” Sie sind eingeladen, auf diesen Zuspruch - wie immer - zu antworten: “Dank sei Gott, dem Herrn!” Vielleicht hilft uns dieser Zusatz, die Grundverkündigung der Frohen Botschaft, Gott “in allem” zu vertrauen, immer mehr mit in unseren Alltag zu nehmen.
Glaubenszeugnis Bärbel Meyer --- 01.10.2022 (Samstag) --- Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 25.09.2022 --- Sechsundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Der Begriff “der arme Lazarus” ist eine sprichwörtliche Redewendung geworden. Man bezeichnet damit Menschen, die ohne Verschulden in große Not gekommen sind und die einem nur leid tun können. Mittlerweile drohen große Teile unserer Bevölkerung in ein solches Schicksal abzurutschen. Nach allem, was man hört, sind nicht unberechenbare anonyme Mächte und Ereignisse dafür verantwortlich, sondern konkrete Menschen, die die Ungerechtigkeit in unserer Welt befördern. Um es klar zu sagen: Sowohl der russische Präsident Putin, der dabei ist, große Teile der Welt durch seinen Angriffskrieg ins Elend zu stürzen, trägt dafür Verantwortung, aber auch die westlichen Politiker, die immer noch keine anderen Strategien entwickelt haben, als sich die Strukturen des Unrechts und der Gewalt aufdrängen zu lassen. Die wirklich Notleidenden sind wieder einmal die “normalen” Menschen, die mit den Ränkespielen der Mächtigen nichts zu tun haben, aber die Konsequenzen erleiden müssen. Die Auswirkungen des Unrechts auf die einfachen Leute sind so alt, wie die Menschheit selbst. Jesus greift diese Erfahrung in der berührenden Gleichniserzählung vom “armen Lazarus” auf, die wir am Sonntag im Evangelium hören und bedenken werden (Lk 16,19-31). Werden wir ihn verstehen und die entsprechenden Konsequenzen ziehen?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 18.09.2022 --- Fünfundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Wofür lebe ich? Worauf richte ich mein Leben aus? Was ist der Sinn meines eigenen persönlichen Lebens? Im Alltag sind diese Fragen meist nicht von großer Bedeutung oder sie werden durch die Anforderungen des Alltags beantwortet. Im Alltag geht es in der Regel um die kleinen und großen Verpflichtungen, die Familie, Beruf, Lebensunterhalt mit sich bringen. Es gibt aber Zeiten, meist die Krisenzeiten unseres Lebens, in denen das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist, in denen sich die Fragen nach Sinn und Wert neu und dann oft auch schmerzlich stellen. Was gilt noch, wenn es mit uns “zu Ende geht”? Jesus stellt diese Frage in einer Beispielgeschichte ganz überraschend und ungewohnt. Vor allem die Schlussfolgerung kann verstören und lässt Fragen offen: “Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht.” (Lk 16,9). Kann die Frage nach den eigenen Zielvorstellungen eine neue Sichtweise in meine Lebensordnung bringen?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 11.09.2022 --- Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Im Evangelium dieses Sonntags hören wir unglaubliche, berührende Geschichten: das Gleichnis vom verlorenen Sohn (oder vom “barmherzigen Vater”), das Gleichnis von dem einen Schaf, dem der Hirte nachgeht und dafür 99 andere zurück lässt oder das Gleichnis der Frau, die eines ihrer Talente verloren hat und ein Fest feiert, nachdem sie es wiedergefunden hat. Diese Gleichnisse treffen den Kern dessen, was zur Botschaft der Christen gehört und was uns als Kirche ausmacht: sich dem Verlorenen zuwenden, die Hoffnung nicht aufgeben, Barmherzigkeit üben. Welche konkrete Bedeutung kann Barmherzigkeit heute im Alltag einer christlichen Gemeinde haben?
Glaubenszeugnis Christian Kuttenberger --- 10.09.2022 --- Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Glaubenszeugnis Angela Makowski und Birgit Weber --- 04.09.2022 --- Dreiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Wilhelm Lohle --- 28.08.2022 --- Zweiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Wilhelm Lohle --- 21.08.2022 --- Einundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Glaubenszeugnis Bärbel Meyer --- 14.08.2022 --- Zwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Glaubenszeugnis Gabriele von Karais --- 07.08.2022 --- Neunzehnter Sonntag im Jahreskreis
Predigt Birgit Weber --- 31.07.2022 --- Achtzehnter Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 24.07.2022 --- Siebzehnter Sonntag im Jahreskreis
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 17.07.2022 --- Sechszehnter Sonntag im Jahreskreis
Das Audio der Predigt wird am Montag/Dienstag online gestellt.
In diesen Tagen beginnen viele von uns ihre persönliche Ferien- und Urlaubszeit. Wunderbar, dass sich dann die Möglichkeit eröffnet, neu auf die Grundausrichtung des eigenen Lebens zu schauen. Viele können im Urlaub besser zu Ruhe kommen, besser eigenen Gedanken nachgehen und Gefühle zulassen, für die im Alltag oft zu wenig Raum ist. Warum nicht gerade im Urlaub auch bewusst kleinere (oder größere) Zeiten der Stille, des Nachdenkens, auch des bewussten Gebets zulassen oder auch direkt suchen? Wir brauchen diese Zeiten der Entspannung, der Regeneration, auch der Stille, damit wir das Leben in allen Facetten erleben können.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 10.07.2022 --- Fünfzehnter Sonntag im Jahreskreis
“Wer ist mein Nächster?” Diese Frage eines Schriftgelehrten im Evangelium beantwortet Jesus mit der bekannten Geschichte vom “barmherzigen Samariter”. Theoretisch ist uns völlig klar, dass dem, der unter die Räuber gefallen ist, geholfen werden muss. Praktisch ist es oft schwer, zu erkennen, wie ich im Alltag helfen kann. Je näher uns die Menschen stehen, umso leichter ist es, die Verantwortung für die Anderen wahrzunehmen. Immer, wenn Menschen, die wir kennen, mit denen wir unmittelbar verbunden sind, konkret Not erleben, gibt es eine ausgesprochen große Hilfsbereitschaft. Wie aber ist zu handeln, wenn nicht nur Einzelne betroffen sind, sondern größere Gruppen, ja, wenn ganze Völker “unter die Räuber” gefallen sind? Und was heißt dann, barmherzig zu handeln? Die Globalisierung macht deutlich, dass wir in einer weltweiten Verbindung untereinander stehen. Unser Handeln und Unterlassen hier hat Auswirkungen auf Menschen, die wir gar nicht kennen, denen gegenüber wir aber dennoch verantwortlich sind. Christsein ist nicht nur eine individuelle sondern eine globale Herausforderung. Das führt uns zwar unsere beschränkten Hilfsmöglichkeiten vor Auge. Aber trotzdem ist es entscheidend, dass wir um diese weltweite Vernetzung wissen und sie in unser Denken und Handeln einbeziehen. Weltweite Verantwortung ist nicht erst mit der globalisierten Vernetzung der Weltwirtschaft entstanden. Christen wissen sich der “universalen Liebe” verpflichtet. Der gemeinsame Gottesdienst und das Hören auf Gottes Wort hilft uns, diese universale Dimension unseres Lebens nicht zu vergessen.
Glaubenszeugnis Ulrike Knobbe --- 02.07.2022 (Samstag) --- Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis
Vor einigen Jahren habe ich an einem Exerzitienkurs zum Vater unser teilgenommen. Seitdem ist mir der Gebetsruf: „Dein Reich komme!“ besonders wichtig geworden. Für mich ist es der zentrale Satz des Vaterunser, den wir alle so oft sprechen, leider oft auch etwas gedankenlos.
Warum gerade dieser Satz?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 26.06.2022 --- Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis
Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns weiterhin. Und die Frage, wie wir mit Putins Russland umgehen. Mit aller Macht das Unrecht bekämpfen! Auch mit schweren Waffen. - Wie sollte man sonst sinnvoll reagieren können? Tatsächlich: Mich treibt zuerst DIESE Frage um. Wie könnte man SONST reagieren?
Das Unrecht kann man nicht einfach hinnehmen. Aber das Heil mit den Waffen suchen? Daran glaube ich auch nicht. Im Evangelium hören wir heute, wie die Freunde Jesu ihre Gegner voller Zorn mit „Feuer vom Himmel“, vernichten wollen. Jesus weißt sie zurecht: „ Ihr wisst nicht, was ihr da redet“, sagt er. Der Einsatz für das Reich Gottes, für eine gerechte Welt sieht für ihn anders aus.
Es bleibt die Frage nach den Alternativen. Die treibt mich um. Finden wir als Christen nicht auch andere Wege, als nur den gewaltsame Kampf mit den Waffen zu führen? Das ist auch eine Frage nach dem Überleben der Welt.
Glaubenszeugnis Bärbel Meyer --- 25.06.2022 (Samstag) --- Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis
Heute haben wir es mit einem verstörenden Evangelium zu tun, das herausfordert und vielleicht sogar zum Widerspruch von unserer Seite führt. Das kann doch nicht wahr sein, was Jesus uns bzw. den Menschen damals zumutet. Auch ich hätte mir ein anderes Evangelium gewünscht, um es auszulegen und darüber zu sprechen. Es ist schwere Kost.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 19.06.2022 --- Zwölfter Sonntag im Jahreskreis
Im Evangelium an diesem Sonntag hören wir die Frage Jesu an seine Jünger: “Für wen halten mich die Leute?” Heute sind wir in unserer Gesellschaft, in unserer Zeit in der Gefahr, dass das Versagen der Kirche den Blick auf Jesus verstellt. Die Menschen fragen nicht mehr nach ihm, nach seiner Botschaft, nach seinem Reden von Gott, weil ihnen die Kirche unglaubwürdig geworden ist.
Nach der ersten Welle der Empörung über die Missbrauchstäter im Priestergewand erfahren wir jetzt immer deutlicher, wie erschreckend wenig Verantwortliche sich um die Opfer gekümmert haben. Viele wussten, was geschah – und ihre Sorge galt der “Heiligkeit der Kirche”, nicht denen, die oftmals für ihr Leben gezeichnet, verletzt und beschädigt waren. Dieses Versagen wird bis in die allerhöchsten Spitzen der katholischen Kirche sichtbar. Ein Verantwortlicher sagte vor kurzem mit großer Betroffenheit: “Wir haben nicht die Opfer im Blick gehabt!” In diesem schlichten Satz wird das ganze Ausmaß des Versagens zusammengefasst. Was sagt uns das für unser christliches Leben?
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 12.06.2022 --- Dreifaltigkeitssonntag
An diesem Sonntag, dem Dreifaltigkeitssonntag, feiern wir die Größe Gottes, der all unser Verstehen übersteigt und der nicht einfach “ein Teil” unserer Weltvorstellung ist. Der “Gott über uns”, der Ursprung von allem, ist auch der “Gott neben uns”, der sich in Jesus Christus zeigt. Und er ist auch der “Gott in uns”, der uns mit seiner Kraft erfüllt und uns zur Liebe befähigt. Ihn nennen wir “Vater, Sohn und Heiliger Geist”, den “dreifaltigen Gott”, von dem wir leben.
Predigt Bischofsvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke --- Pfingstmontag --- 06.06.2022
Pfingstmontag firmte der ehemalige Generalvikar unseres Bistums, Bischofsvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke 23 junge Menschen in Sankt Familia. Er hielt auch die Predigt, die hier nachzuhören ist.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- Pfingsten --- 04./05..06.2022
Wenn man Menschen in Kassel nach dem Inhalt des Pfingstfestes fragt, würden vermutlich sehr viele, wahrscheinlich sogar die meisten, nur auf das traditionelle Stadtfest hinweisen können. Pfingsten als spirituelles Fest ist wohl sehr vielen unbekannt. Weihnachten haben wir das Kind in der Krippe und Ostern den Auferstandenen als Glaubensinhalte. Aber wie sollte man einen “Geist” und sei er noch so heilig, fassen können? Und dennoch ist Pfingsten das Fest, ohne das es die Kirche und die Glaubensverkündigung nicht geben würde.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 7. Sonntag nach Ostern --- 28./29.05.2022
Die Zeit nach Ostern ist eine Art Vorbereitungszeit auf diesen Gottesgeist, der an Pfingsten in den Jüngern voll und ganz sichtbar wird. Wie die Jünger und Jüngerinnen bereiten wir uns als christliche Gemeinde in dieser Zeit zwischen Ostern und Pfingsten darauf vor, voll und ganz “geistfähig” zu werden. Wie sie stehen wir in einem Glaubensprozess, der uns weiterführen will. Die Osterfreude will uns ganz erfassen und unseren Lebensalltag prägen.
Die gemeinsamen Gottesdienste in unserer Glaubensgemeinschaft helfen uns, diesen Glaubensprozess weiterzuführen und uns schließlich selber als Gottes Gesandte in dieser Welt zu verstehen.
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 5. Sonntag nach Ostern (Samstag) --- 14./15.05.2022
„Glaube hat Zukunft! – so hat eine Gemeinde ein Seminar für ein gemeinsamen Wochenende überschrieben. Griffig! Aber es stellt sich schnell die Frage: Stimmt die Überschrift? Müsste es nicht heißen: „Hat Glaube Zukunft?“ – mit einem großen Fragezeichen versehen? Unsere Wahrnehmung scheint doch zu sagen: Nein! Im Gegenteil! Glaube ist doch auf dem Rückzug. Glaube ist nur noch was für Ältere. Mit ähnlichen Fragen musste sich die junge Gemeinde nach dem Tod Jesu auseinandersetzen. Die Apostelgeschichte, aus der wir in diesen Tagen im Gottesdienst hören, erzählt davon ...
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(Predigt am Samstag; am Sonntag feierte Sankt Familia Erstkommunion.)
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 4. Sonntag nach Ostern --- 08.05.2022
Im Evangelium dieses Sonntags hören wir Jesus sagen: “Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir!” (Joh 10,27) Manchen Menschen fällt es heute nicht so leicht, das Bildwort des “Schafes” auf sich gemünzt zu hören. Aber “die Stimme” Jesu zu hören, ist mit einer Verheißung verbunden, die stärkend und gleichzeitig herausfordernd sein kann. Wie aber erkenne ich diese Stimme, damit ich ihr folgen kann?
Vortrag Clemens Ronnefeldt --- Sonntag, 01.05.2022
Clemens Ronnefeldt ist seit 1992 Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes und hat sich intensiv mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt. Er spricht über Hintergründe und Perspektiven.
Einen ähnlichen Vortrag hielt Clemens Ronnefeldt am 2. Mai 2022 online im Youtube-Kanal des Versöhnungsbundes. Dort kann auch seine Präsentation mitverfolgt werden:
Predigt Pfr. Harald Fischer --- 2. Sonntag nach Ostern --- 24.04.2022
Die Osterevangelien erzählen, wie die Jünger und die Jüngerinnen Jesu nach der Katastrophe der Kreuzigung am Karfreitag neuen Mut für ihr Leben finden konnten und wie der Glaube an die Auferweckung Jesu in ihnen gewachsen ist. Diese Erzählungen helfen uns, unseren Glauben zu stärken und eigene Auferstehungserfahrungen in unserem Leben entdecken zu können.
Unsere Predigtarchive
- die Predigten von Pfarrer Harald Fischer bis Ostern 2022 sind hier dokumentiert ...
- die Glaubenszeugnisse der Leiter/innen von Wortgottesdiensten, Predigten anderer Priester in Sankt Familia und Fastenpredigten bis Ostern 2022 finden Sie hier ...
- ältere Predigten und Vorträge können Sie in unserem Sankt Familia-Archiv nachlesen und nachhören ...