Spiritueller Impuls

spim_2025-06-08 PFINGSTEN


PFINGSTEN


Der Heilige Geist und die Vollendung des Menschen

Die 50 Tage von Ostern bis Pfingsten wollen uns einüben in die Menschwerdung. Die Osterevangelien, die Erzählung von Christi Himmelfahrt und von der Geistwerdung an Pfingsten beschreiben den Weg menschlicher Selbstwerdung, den Weg vom Auferstehen aus dem Grab, von der Auferstehung mitten im Alltag, vom Hinabsteigen in die eigene Menschlichkeit, hin zum Himmel, der in uns ist. Aber Pfingsten bezieht sich nicht nur auf die Selbstwerdung des Einzelnen, sondern auf das Werden und Wachsen der Kirche. Pfingsten ist die Geburt der Kirche. Wenn der Heilige Geist über die Menschen kommt, dann führt er zusammen, dann ermöglicht er eine Gemeinschaft, die offen ist für alle Suchenden und Fragenden.



In einer wunderbaren Weise finden wir die Lehre des Heiligen Geistes in der Pfingstsequenz zusammengefasst. Die Pfingstsequenz „Veni Sancte Spiritus“ stammt aus der Zeit um das Jahr 1200 und wird Kardinal Stephen Langton, Erzbischof von Canterbury, zugeschrieben.

Komm herab, o Heiliger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

 

Der Name Pfingsten kommt von griech. Pentecoste = Fünfzigster Tag. Es ist der 50. Tag nach Ostern. Pfingsten ist die Vollendung von Ostern. Ostern ist das Fest der Auserstehung Jesu und Pfingsten Fest der Geistwerdung. Pfingsten ist also so etwas wie eine »Schlussfuge« der gesamten Feier: Christus lebt und wir leben in der Kraft des Heiligen Geistes in ihm.
Anselm Grün, Die Osterfreude auskosten, Vier-Türme-Verlag

 

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| vorgestellt von Birgitta Schwansee
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