spim_2024-09-01_sonntag

September 2024

 

Eine Kirche bauen

 

Wozu brauche ich den heiligen Raum?
Im heiligen Raum muss ich nicht eloquent sein. Der heilige Raum ist der Raum, in dem die Toten meine Zeugen sind. Hier wurde ihr Lebensanfang unter die große Geste der Taufe gestellt, hier haben sie geschworen, hier haben sie den Bruch ihrer Schwüre bereut, hier haben sie ihre Glück gefeiert und ihre Niederlagen beweint, hier wurden die letzten Gebete über sie gesprochen. Jeder Kirchenraum ist dunkel von der Patina der Seufzer, der Gebete, der Zweifel, der Hoffnung der Toten. Eine Tradition haben, heißt, an die Stelle der Toten treten, nicht nur um ihre Aufgaben zu übernehmen, sondern um Anteil zu gewinnen am Glauben und an der Hoffnung dieser Toten. Wir bauen uns von außen nach innen, und wir müssen nicht einmal die vollkommenen Meister unseres Glaubens sein.

Eine Kirche ist nicht schon dann eine Kirche, wenn sie fertig gestellt und eingeweiht ist. Eine Kirche wird eine Kirche mit jedem Kind, das darin getauft ist; mit jedem Gebet, das darin gesprochen wird, und mit jedem Toten, der darin beweint wird. Sie ist kein Kraftort, aber sie wird ein Kraftort, indem sie Menschen heiligen mit ihren Tränen und mit ihrem Jubel.

 

Unsere Kirche Sankt Familia wurde vor 125 Jahren geweiht und in Gebrauch genommen. Zu diesem Anlaß veröffentlichen wir hier Ausschnitte aus einem Text von Prof. Dr. Fulbert Steffensky mit dem Titel:
"Der Seele Raum geben - Kirchen als Orte der Besinnung und Ermutigung"
 

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| vorgestellt von Birgitta Schwansee
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