„Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht!“

Leitspruch für das Kirchenjahr 2024/2025

Seit 2022 wählen wir für jedes Jahr  ein biblisches Wort, als geistliches Leitthema für das Kirchenjahr vom 1. Advent bis zum Christkönigssonntag, mit dem die Sonntagsgottesdienste in unserer Gemeinde enden.


2022/2023 war es “Fürchtet euch nicht! Ich bin mit Euch” (Jes 41,10), die Zusage Gottes durch den Propheten Jesaja an sein Volk, das in Finsternis und Angst lebte.

Für 2024 hatten wir das Psalmwort gewählt: “Alles was atmet lobe den Herrn, denn Gottes Gegenwart ist in allem und mit allen” (Ps 150). Mehr dazu >>>

Für das neue Kirchenjahr 2024/2025 haben wir uns für dieses Wort entschieden: “Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Gott, will ich suchen” (Ps 27,8).

Nachdem uns 2023 die Zusage Gottes begleitet hat, in allem bei uns zu sein und wir 2024 immer neu hörten, in allen Erfahrungen und im ganzen Kosmos Gottes Größe und Gegenwart erkennen zu dürfen, begegnet uns mit dem neuen geistlichen Motto die Aufforderung, Antwort auf Gottes Wort zu geben und uns neu auf Gott hin zu öffnen. Die Aufforderung des Psalmisten, Gott immer neu zu suchen, erinnert uns daran, anzuerkennen, dass wir ihn nicht einfach “haben”. Wir Menschen sind unterwegs, unterwegs auch immer neu hin zu ihm.

Gott ist nicht banal, nicht einfach in den Alltagsdingen zu erkennen, die uns so selbstverständlich zur Verfügung stehen. Gott können wir nicht anders “haben” als in der Weise des Suchens. Sich für die Gegenwart Gottes öffnen heißt auch, unseren Alltag nach ihm zu befragen und damit zu rechnen, dass sich Gottes Gegenwart oft unerwartet und verborgen, auch vermittelt, zeigt. Nach Gott suchen heißt auch, an überlieferten Glaubensbildern, an scheinbar Selbstverständlichem zweifeln zu dürfen, auch, sich nach Neuem auszustrecken. Gottes Angesicht – vielleicht können wir es manchmal tatsächlich im Alltag erkennen, wohl zuallererst in den Menschen selbst. Aber auch in der Stille, im Gebet, im Gottesdienst können wir “das Angesicht Gottes suchen”. In einem schönen Wort heißt es: “Gott umarmt uns mit der Wirklichkeit.”

Ab jetzt hören wir in Sankt Familia am Ende jedes Sonntagsgottesdienstes das Psalmwort:
“Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht!”
Und wir laden Sie, die Gemeinde und alle Gottesdienstmitfeiernden jeweils ein, zu antworten:
“Dein Angesicht, Gott, will ich suchen.”

Gedanken zum Geistlichen Leitspruch:

„Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Gott, will ich suchen!“ (PS 27,8)

„Mein Herz denkt an dein Wort:“
Was ist das Herz? Nur ein Hohlmuskel, der den Körper mit Blut versorgt? Nein, es ist viel mehr. Das spirituelle Herz ist der Sitz unseres Denkens und Urteilens, unseres Planens und Wollens. Es ist der Sitz der Zuneigung und der Leidenschaft. Es ist die Gesamtheit unseres inneren Selbst.
In vielen biblischen Texten ist das Herz die Mitte, der Wesenskern des Menschen. König Salomon bittet Gott gar um ein hörendes Herz (1 Kö 3,9) - um ein weises und verständiges Herz. Und Jesus sagt in der Bergpredigt : „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Mt 6,21)  

„Sucht mein Angesicht!“
Doch, wo ist mein Schatz? - Vielleicht muss ich tief in mein Herz eintauchen, um herauszufinden, was mich in meinem Innersten leitet und wohin mich mein Sehen nach Liebe, nach Güte, nach Sinn, nach Angenommensein führen kann. Und vielleicht ist die Antwort darauf: Such mein Angesicht!, denn Gott, der die Liebe ist, will von mir gefunden werden.

„Dein Angesicht, Gott, will ich suchen!“
Doch wo soll ich Dich suchen, wo beginnen? Wer in Gott eintaucht, heißt es, taucht bei den Menschen wieder auf und umgekehrt. Suchen bedeutet, dass etwas schon längst da ist, aber für mich nicht oder nicht mehr oder noch nicht sichtbar ist. Und so kann ich in meiner Sehnsucht nach Deiner Gegenwart nur bitten:

Gott, lehre mein Herz,
wo und wie es Dich suche,
wo und wie es Dich finde.
Lass mich Dich suchen,
indem ich nach Dir verlange,
lass mich nach Dir verlangen,
indem ich Dich suche!
Lass mich Dich finden,
indem ich Dich liebe,
lass mich Dich lieben,
indem ich Dich finde!


Christen sind Hoffnungsmenschen, weil sie dem Stern folgen können. Doch manchmal ist der Stern verdeckt oder er verschwindet und dann ist es sehr schwer die Richtung zu halten und Gottes Angesicht zu finden, gerade in finsteren und schwierigen Zeiten. Dann wird es wichtig auf die Stimme des Herzens zu hören. Dann wird das Herz zum Kompass, so wie in der Geschichte Der 4. König, der auf der Suche nach dem neugeborenen König, seinen Stern verlor, und nie bei der Krippe ankam. Aber sein ganzes Leben den Armen, den Hilflosen widmete, dabei selbst zum Bettler wurde und erst im Sterben erkannte, dass er dem wahren König dieser Welt, Jesus Christus, sein ganzes Leben lang gedient hatte.

Gabriele von Karais

entwickelt von Gabriele von Karais M.A., unsere Beauftragte für Verkündigung / martyria