275. Gemeindebrief zum 19. Oktober 2025
Liebe Gemeinde!
sie nervt, diese Frau. Immer und immer wieder läuft sie zu dem Richter hin und will ihn dazu bringen, endlich in ihrer Sache aktiv zu werden. Ihre Hartnäckigkeit muss den Richter gehörig Zeit und Kraft gekostet haben, so dass er schließlich nachgibt und ihr endlich hilft. Nicht weil er überzeugt ist, dass ihr die Hilfe zusteht, sondern schlicht und einfach, um endlich Ruhe zu haben von dem dauernden Genörgel. Die Geschichte vom ungerechten Richter und der hartnäckigen Witwe erzählt Lukas im 18. Kapitel seines Evangeliums, das am Sonntag dieser Woche vorgelesen wird.
Offensichtlich ist ihr Unrecht angetan worden, das an ihre materielle und soziale Substanz geht. Dass in der antiken Welt gerade Witwen gesellschaftlichem Unrecht gegenüber besonders wehrlos und einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt waren, können wir auch daran erkennen, dass Witwen neben Fremden und Waisen in den Gesetzen des Alten Testaments immer wieder als besonders schutzbedürftig genannt werden und die Fürsorgepflicht der Gemeinschaft ihnen gegenüber hervorgehoben wird (Dtn 24,17–21 u.a.). Ihnen ist die Gemeinschaft Israels und auch das Christentum besonders verpflichtet: Wenn die Witwen zu Gott schreien, dann wird er sie hören (Ex 22,22).
Der Witwe, von der Lukas erzählt, wird doppelt Unrecht getan: Sie hat einen Widersacher, der ihre Lebensgrundlage angreift, und sie stößt zudem noch auf einen Richter, der seine Pflicht nicht tut, weil er „Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm.“ Der Mann ist aber eine Autorität, und wenn sie ihr Recht bekommen will, dann kommt sie um ihn nicht herum. Sie bleibt also dran, trägt immer und immer wieder ihr Anliegen vor – bis er schließlich (seufzend und die Augen verdrehend, stelle ich mir vor) nachgibt und ihr hilft.
Woher nimmt diese Frau die Kraft, wie behält sie die Nerven? Offenbar weiß sie, was ihr zusteht. Und das tut sie nicht aus sich heraus, sondern weil sie etwas gelernt hat und weil sie von dem Gelernten überzeugt ist. Sie kennt ihre, die jüdische Bibel und weiß, dass der Richter ganz besonders den Armen, den Fremden, Witwen und Waisen verpflichtet ist. Das gibt ihr Kraft, auf ihrem Recht zu beharren. Dass man aus den heiligen Schriften etwas lernen kann, das weise – also lebenstüchtig – macht, das erfahren wir auch aus der neutestamentlichen Lesung, aus dem Timotheusbrief. „Verkünde das Wort“, heißt es dort, „tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!“ (2 Tim 4,2)
Gottesdienste 18./19. Oktober 2025
Samstag, 18. Oktober, 18.00 Uhr: Vorabendmesse (Gottesdienstleitung: Pfarrer i.R. Peter Bulowski).
Sonntag, 19. Oktober, 10.30 Uhr: Eucharistiefeier mit Kindergottesdienst (Gottesdienstleitung: Kaplan Daniel Schier). In Anschluss stellt sich der Freundeskreis Kassel-Caritas-Baby Hospital Bethlehem vor und Sie sind zum Kirchenkaffee eingeladen (bitte bringen Sie nach Möglichkeit einen eigenen Becher mit).
Kurzfristige Änderungen in der Gottesdienstleitung sind möglich.
- Hinweis: Ab Samstag, 1. November finden die Vorabendgottesdienste wieder um 17.00 Uhr statt.
Die Gottesdienstordnung der nächsten Wochen finden Sie auf unserer Internetseite:
Unsere Solidarprojekte im Fokus
In den kommenden Monaten wird – jeweils nach einem Sonntagsgottesdienst – jedes unserer Solidarprojekte seine Arbeitsfelder, seine Erfolge, aber auch seine Nöte und Bedürfnisse vorstellen. Die Projekte möchten damit auf sich aufmerksam machen, neue Mitstreiter*innen finden und Spenden sammeln.
Den Anfang macht am 19.10.2025 der Freundeskreis Kassel-Caritas-Baby Hospital Bethlehem. Es wird über die aktuelle Situation im Babyhospital und über Schwerpunkte unserer Hilfe informiert. Im Anschluss an den Gottesdienst sind die Ansprechpartnerinnen gern für Fragen und Anliegen da.
Hier finden Sie weitere Informationen und alle Termine der Reihe
26.10. > Kuchenspenden für das SonntagsEssen
Für das SonntagsEssen am 26. Oktober 2025 benötigen wir wieder 8 Kuchen. Wenn Sie gern einen backen möchten, geben Sie uns bitte bis Freitag, 24. Oktober, 9.00 Uhr über das Pfarrbüro (0561-15470) Bescheid, damit wir entsprechend planen können. Die Kuchen können dann am Sonntag vor dem Gottesdienst im Alfred-Delp-Haus abgeben werden. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Reinigungskraft gesucht
Ab sofort suchen wir eine Reinigungskraft auf Minijob-Basis, die einmal wöchentlich für 4 Stunden unser Gemeindehaus (Alfred-Delp-Haus) pflegt.
Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich bitte im Pfarrbüro unter 056115470 oder per E-Mail an pfarrbuero@sankt-familia-kassel.de
14.11. > Proben für das Krippenspiel 2026
Wir laden alle Kinder vom 1. bis zum 6. Schuljahr zur Mitgestaltung des Krippenspiels an Heiligabend ein.
Die Proben finden ab dem 14. November freitags um 16.00 Uhr statt.
Weitere Informationen und Anmeldung
Freitag, 7. 11.2025 > Tanzreise „Winterleuchten“
Wir treffen uns am Freitag, 7. November 2025 von 17.00 bis 18.45 Uhr im großen Saal des Alfred-Delp-Hauses.
Den November assoziieren wir in unserer Erfahrung und Vorstellung oft mit Rückzug, schlechtem Wetter, Übergangszeit, Dunkelheit. Das goldene Herbstlaub verblasst schon, es wird kalt und fröstelig. Für den Zauber der Weihnachtszeit ist es noch ein bisschen früh, und das Tageslicht wird weniger. Die dunkle Jahreszeit ist da, und sie bringt auch ein Geschenk mit, denn in der Dunkelheit empfinden wir bereits ein einziges Licht als großes Strahlen. Tanzen kann dich dabei unterstützen, dich deinen hellen Seiten zuzuwenden.
Freies Tanzen nach der Danse-Vita® Methode, angeleitet in geschützter Umgebung. Bei sich bleiben, im eigenen Tempo. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Männer und Frauen jeden Alters sind willkommen. Bitte mitbringen: bequeme Kleidung, leichte, weiche Schuhe ohne Absatz, eigenes Getränk. Leitung: Heidemarie Möhle.
Bibelteilen: Mittwochs um 19.00 Uhr, Alfred-Delp-Haus
Einmal wöchentlich gibt es das unverbindliche Angebot, sich in einem offenen Bibelkreis für ca. 1 Stunde zum gemeinsamen Bibelteilen zu treffen.
Neue und erfahrene Interessierte sind eingeladen zu einem spirituellen Austausch über eigene Gedanken zum jeweiligen Sonntagsevangelium.
15.12. > Gott wartet nur auf unser „Ja!“: Einladung zum Glaubenskurs 2026 in Sankt Familia
Dieser Glaubenskurs will ein Angebot sein, das grundlegend in den christlichen Glauben einführt. Dabei sollen zentrale Glaubensinhalte kennengelernt werden, aber auch persönliche Glaubenserfahrungen zur Sprache kommen.
Gegen alle Erschöpfung: Bitten um Frieden und Gerechtigkeit
Die vor zehn Jahren verstorbene Kasseler Bibelwissenschaftlerin Luise Schottroff hat in der Witwe ein Vorbild für Frauenwiderstand gesehen. Ich frage mich immer wieder – auch angesichts mancher Missstände in unserer Kirche –, wofür wir die Bibel und die auf ihr aufbauende Tradition brauchen. „Zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ – sagt der Timotheusbrief. Was kann ich von der Witwe lernen? Wenn schon ein solcher „nicht gottesfürchtiger“ Richter sich von der Hartnäckigkeit des Bittens überzeugen lässt, um wie viel mehr dann Gott. Ihn gilt es zu bitten, gegen alle Erschöpfung und immer wieder: um Frieden und Gerechtigkeit.
Uns allen wünsche ich die Kraft, uns immer wieder an den Gott zu wenden, der für alles Schreien ein offenes Ohr hat.
Ilse Müllner
im Auftrag des Leitungsteams von Sankt Familia
zum 19. Oktober 2025, 29. Sonntag im Jahreskreis
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Besondere Bücher in Sankt Familia: Einladung zum Mitgestalten
Erinnerungsbuch
Wir haben in unserer Gemeinde ein “Erinnerungsbuch” eingeführt, das an die Verstorbenen aus unserer Gemeinde erinnern soll.
Wir laden Sie ein, selber ein Blatt für dieses Erinnerungsbuch für Ihre Verstorbenen zu gestalten, die in irgendeiner Weise mit unserer Gemeinde verbunden waren.
Die Gestaltung dieser Seite (ein DIN A 4 Blatt) kann in einer freien Weise erfolgen. Es sollten
- die Lebensdaten (Geburt, Tod),
- vielleicht ein Bild, ein Erinnerungswort zu sehen sein.
Geben Sie dieses Blatt bitte in der Sakristei oder im Pfarrbüro ab. Wir werden es dann in das Erinnerungsbuch einfügen. An dem jeweiligen Todesdatum wird das Blatt aufgeschlagen und zum Erinnern und Gebet einladen.
An den jeweiligen Sonntagen erinnern wir beim Todesgedenken der Verstorbenen, die in diesem Buch benannt sind.
Das Evangelienbuch von Sankt Familia
In unserer Gemeinde geben wir nach dem Sonntagsgottesdienst seit vielen Jahren das Evangelienbuch einer Person oder einer Familie mit, die dann den Text des Evangeliums für den kommenden Sonntag in das Buch schreibt.
Am Anfang des Kirchenjahres ist das Buch zunächst ganz leer und Woche für Woche füllt es sich mit dem jeweiligen Sonntagsevangelium. Jeder, jede Person, jede Familie schreibt, malt, gestaltet nach eigenen Ideen. Dadurch entstehen jeweils Seiten, die ganz unterschiedlich aussehen.
In den nächsten Wochen legen wir einige Evangelienbücher der vergangenen Jahre unter der Orgelempore auf die Tische zum Anschauen aus.
Schön, wenn Sie sich entscheiden, das aktuelle Evangeliar, aus dem wir im Moment das Evangelium vorlesen, mit dem Text für den kommenden Sonntag am Ende eines Gottesdienstes mal mitzunehmen und das Evangelium des nächsten Sonntags reinzuschreiben. Das “Wort Gottes” ist dann eine Woche bei Ihnen “beheimatet” und kommt aus Ihrer Lebenswirklichkeit zurück in unsere Gemeinde. Was für ein schönes Zeichen!
Sie können sich gern im Pfarrbüro melden, wenn Sie das Evangelium an einem bestimmten Sonntag mitnehmen wollen. Sie können sich aber auch gern spontan erst jeweils am Ende eines Gottesdienstes melden.