240. Gemeindebrief zum 19.01.2025
Liebe Gemeinde!

“Sie haben keinen Wein mehr!” (Joh 2,3). Mit diesen Worten spricht Maria, die Mutter Jesu, ihren Sohn bei einer Hochzeit an, zu der sie beide eingeladen sind. Keinen Wein mehr bei einer Hochzeit, die doch eigentlich das Bild der Fülle ist? Mangel und Fülle treffen hier aufeinander, ein Gegensatz, den es so eigentlich nicht geben sollte. Aber es gibt ihn: Mangel und Fülle – gleichzeitig. Das ist eine Erfahrung vieler Menschen im Alltag: die Erfahrung des Mangels. Eigentlich ist alles da: Genug zu essen, Kleidung, Arbeit, Gemeinschaft. Und doch ist da gleichzeitig oft ein unbestimmtes Gefühl des Mangels, sogar der Leere.
Es mangelt am vollen Leben. Es fehlt an Hoffnung und Zuversicht. Wie oft meinen Menschen: Es geht nicht mehr. Ich bin überfordert. Ich weiß nicht mehr, wie ich es schaffen soll. Die Leere an der Arbeitsstelle, die Überforderung in der Partnerschaft, in der Familie, mit den Kindern. Das Leben ist – bildhaft gesprochen – mehr zu schalem Wasser geworden als zu schmackhaftem Wein.
Mangel und Fülle gleichzeitig - nicht nur bei der Hochzeit zu Kana, von der wir am Sonntag im Evangelium hören. In dieser Situation weist Maria die Diener auf dem Fest an: “Was er euch sagt, das tut!” Sie verweist auf Jesus, weil sie die Hoffnung hat, vielleicht sogar schon die Erfahrung: Wo er ist, wo seine Lebenshaltung, seine Hoffnung erlebbar wird, geschieht etwas in die Leere des eigenen Lebens hinein. Es schenkt sich Gottes Fülle ins Leben. Das Reich Gottes bricht dort ein, wo Menschen den Mangel und die Leere erfahren, sie aushalten und sie Gott hinhalten. Da geschieht Wunderbares, da geschieht Verwandlung. Die Fülle bricht in die Leere ein. Diese leichte, geradezu heitere Seite der Antwort beinhaltet aber gleichzeitig eine große Herausforderung: Man muss sich auf das Wagnis des Glaubens einlassen, um die geschenkte Fülle, die uns bereits jetzt umgibt, auch zu erkennen. Sonst könnte es passieren, dass wir an der Fülle vorbeileben, obwohl sie bereits da ist. Das Gleichnis der Hochzeit zu Kana ist ein Bild für unser Leben: Wir sitzen bereits jetzt an der Hochzeitstafel des Lebens, wir sitzen inmitten der Fülle. In allem gilt es, den Wein der Gottesgegenwart zu erkennen, jetzt schon. Dann hört das Fest des Lebens nicht auf, sondern geht weiter. Immer. Trotz allem.
Die Gottesdienste am 18. und 19.1.2025
Samstag, 18. Januar, ist der Vorabendgottesdienst als Eucharistiefeier um 17.00 Uhr.
Sonntag, 19. Januar, 10.30 Uhr, ist Euchariestiefeier mit Kindergottesdienst.
22.01. > Bibelgespräch
Die Bibel – das Wort Gottes. Was sagt sie mir persönlich? In Gemeinschaft wollen wir darauf hören, was die Evangelien uns jeweils ganz individuell zu sagen haben. Jörg Bader und Bärbel Meyer laden Interessierte - Neue und Erfahrene - zu vier Bibelabenden im Januar und Februar ein. Wir betrachten gemeinsam das Evangelium des kommenden Sonntags und tauschen uns darüber aus. Das gemeinsame Bibel-Teilen vertieft das Verständnis für die Heilige Schrift und wir erleben immer wieder, wie viel Neues wir im gemeinsamen Austausch entdecken.
Die Termine sind folgende: Mittwoch, den 22.01., 05.02., 19.02. und 26.02. jeweils um 20 Uhr im Gruppenraum. Eine Anmeldung ist nicht nötig und man kann auch an einzelnen Abenden kommen.
23.01. > Taizé-Gesänge
Donnerstag, 23. Januar, 19.15 Uhr Gebet mit Gesängen aus Taizé in der Taizé-Kapelle.
26.01. > Firmkurs für Jugendliche:
Wir laden Jugendliche unserer Gemeinde zur Vorbereitung auf die Firmung ein. Mit wöchentlichen Gruppentreffen zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und dem Glauben der Kirche und mit intensiveren Zeiten (Kar- und Ostertage, Firmwochenende) sowie der Mitfeier der Gottesdienste in der Gemeinde gibt der Kurs die Möglichkeit, den Wunsch nach dem Empfang des Firmsakramentes zu prüfen. Mitmachen können Jugendliche, die 2024 14 Jahre geworden oder älter sind.
Am Sonntag, 26. Januar, gibt es dazu ein Info-Treffen nach dem Sonntagsgottesdienst, der um 10.30 Uhr beginnt. Wer zu diesem Treffen kommen will, melde sich bitte bis zum 24. Januar im Pfarrbüro (pfarrbuero@sankt-familia-kassel.de).
27.01. > Demonstration zum internationalen Holocaust-Gedenktag
Beginn: Rainer-Dierichs-Platz vor dem Hauptbahnhof. Ab ca. 17.30 Uhr Demonstrationszug und ggf. Menschenkette in die Schillerstraße 16, Arnold-Bode-Schule.
Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Truppen das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten, das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Allein dort wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Dieser Tag der Befreiung wird international als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ begangen. Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Zu ihnen gehörten Sinti und Roma, als “Asoziale” Diffamierte, geistig, körperlich und seelisch Behinderte, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Sozialisten, Kommunisten, Homosexuelle und Juden. Sechs Millionen Juden fielen dem Holocaust zum Opfer.
Auch aus Kassel, ganz Nordhessen und dem gesamten weiteren Regierungsbezirk wurden etwa 2500 jüdische Frauen, Männer und Kinder zu Opfern des nationalsozialistischen Völkermordes. Sie wurden isoliert und geächtet, gequält und aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben. Vom Kasseler Hauptbahnhof aus wurden sie in Ghettos und Vernichtungslager deportiert: am 9. Dezember 1941 nach Riga, am 1. Juni 1942 nach Majdanek, am 7. September 1942 nach Theresienstadt. Am Montag, 27. Januar 2025, dem 80. Jahrestag der Befreiung der Opfer des Holocaust, stehen wir hier vor dem Kasseler Hauptbahnhof, einem der Schauplätze des Holocaust auch in unserer Stadt. Wir gedenken jeder und jedem einzelnen dieser Menschen. Wir gedenken der insgesamt etwa 6 Millionen Ermordeten wie auch der wenigen Überlebenden. Doch anders als bei ähnlichen Gedenkveranstaltungen in Kassel möchten wir diesmal nicht nur das Fehlen der Ermordeten beklagen und ihnen symbolisch auf ihrem Weg in Leid und Tod hinterherschauen. Wir wollen die Richtung ändern und sie heimholen in die Stadt und in die Gesellschaft, aus der die Mörder und Plünderer sie rissen.
Orte und Ablauf: Beginn der Versammlung um 17.00 Uhr auf dem Rainer-Dierichs-Platz vor dem Hauptbahnhof. Einführende Worte zum Ablauf, zwei Redebeiträge: Bischöfin der EKKW Prof. Dr. Beate Hoffmann und vom Veranstalter.
Ab 17.35 Uhr bildet sich aus der Versammlung eine Menschenkette auf den Bürgersteigen entlang des blauen Bandes (Weg der Deportierten) vom Bahnhofsvorplatz über Werner-Hilpert-Straße, Erzbergerstraße in die Schillerstraße 16 bis auf den Schulhof der Arnold-Bode-Schule. Die Menschenkette ist bis ca. 18 Uhr gebildet. Autoverkehr soll möglichst nicht behindert werden. Zum Auftakt auf dem Bahnhofsvorplatz teilen die Veranstalter Schilder aus mit den Namen und dem Alter der Deportierten. Die Teilnehmer tragen die Namensschilder während der Dauer der Demonstration mit sich, geben sie nach Abschluss an der Arnold-Bode-Schule wieder an die Veranstalter zurück.
Ab ca. 18.10 Uhr begeben sich die Teilnehmer der Menschenkette vom Bahnhof aus entlang des blauen Bandes zur Abschlusskundgebung zum Schulhof der Bode-Schule in der Schillerstraße 16. Abschluss hier beginnt ca. 18.35 Uhr. Grußwort vom Kasseler Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller, kurze Ansprache vom Schulleiter der Bode-Schule, Udo Hauser, und Schluss der Veranstaltung (Einsammeln der Namensschilder) spätestens bis 19.45 Uhr. Initiatoren: Sabine Wilms, Dr. Eva Schulz-Jander, Dr. Tibor Pezsa.
23.02. > Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl 2025
Zur kommenden Bundestagswahl hat der Pfarrgemeinderat von Sankt Familia “Wahlprüfsteine” formuliert, die zur eigenen Entscheidungsfindung anregen sollen. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Die Bundestagswahl 2025 findet in einer Zeit zahlreicher nationaler und internationaler Umbrüche und Krisen statt. Auf diese Herausforderungen gibt es legitime unterschiedliche Möglichkeiten, politisch zu reagieren. Für Christen ist das christliche Menschenbild, wie es auch im Grundgesetz formuliert ist, Ausgangspunkt und Ziel jedes politischen Handelns: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Parteien müssen sich in ihren politischen Zielen und Wahlversprechen daran messen lassen.
Für uns als Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Sankt Familia gelten folgende Wahlprüfsteine bei der Bewertung der Parteien:
- Der Einsatz für die Würde des menschlichen Lebens muss sich in der Bereitschaft für ein Mehr an Gerechtigkeit vor allem für die Marginalisierten und Vernachlässigten messen lassen. Dabei geht es nicht nur um die Würde des deutschen Menschen. Alle Menschen haben gleiche Würde, die zu achten ist.
- Das Grundrecht auf Asyl darf nicht angetastet werden. Menschen, die in ihrer Heimat Verfolgung, Krieg und menschenrechtswidrige Lebenssituationen erleben, dürfen nicht abgeschoben und ihrem Schicksal überlassen werden.
- Konflikte müssen auch zukünftig zivil gelöst werden. Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine müssen verstärkt diplomatische Lösungen statt einer Intensivierung der militärischen Mittel gesucht werden.
- Die Klimakrise bedroht die Menschheit im globalen Maßstab. Es müssen sofort, priorisiert und umfassend alle Möglichkeiten zur Lösung der menschengemachten Probleme eingesetzt werden.
Uns ist bewusst, dass es unterschiedliche Lösungsansätze gibt, die riesigen aktuellen Probleme in den Griff zu bekommen. Grundsätzlich sind die Bemühungen aller demokratischen Parteien zu würdigen, wenn es auch deutliche Unterschiede in ihrer Bewertung gibt. Wir meinen aber, dass sich die AfD aus dem demokratischen Diskurs entfernt hat und für Christen nicht wählbar ist.
Pfarrgemeinderat Sankt Familia, Kassel, Januar 2025
Lob und Dank für die Vielfalt der Schöpfung
Paulus schreibt an seine Gemeinde in Korinth: “Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist” (1 Kor 12,4). Wir hören davon am Sonntag im Gottesdienst. Paulus zählt zahlreiche ganz unterschiedliche Gaben auf, die er offensichtlich alle bei den Menschen seiner Gemeinde erlebt hat. Die Menschen sind verschieden. Keiner kann alles, aber auch niemand kann nichts. Wunderbar, wenn wir die Diversität, die Vielfalt der Menschen schätzen und erkennen. Die Gaben eines jeden Einzelnen wahrzunehmen und sie zu akzeptieren ist eine “Win-Win-Situation”: Für den, der sich in seiner Eigenheit erkannt und geschätzt fühlt und für den, der durch die Beachtung der Vielfalt außerhalb seiner Selbst sich selber auch beschenkt – und nicht bedroht - weiß. In diese Vielfalt der Schöpfung hat uns Gott gestellt. Ihm sei Lob und Dank dafür.
Ihr Harald Fischer
Pfarrer, für das Leitungsteam von Sankt Familia
zum 19. Januar 2025, 2. Sonntag im Jahreskreis
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Wichtiges aus den letzten Gemeindebriefen
Erinnerungsbuch

Wir haben in unserer Gemeinde ein “Erinnerungsbuch” eingeführt, das an die Verstorbenen aus unserer Gemeinde erinnern soll.
Wir laden Sie ein, selber ein Blatt für dieses Erinnerungsbuch für Ihre Verstorbenen zu gestalten, die in irgendeiner Weise mit unserer Gemeinde verbunden waren.
Die Gestaltung dieser Seite (ein DIN A 4 Blatt) kann in einer freien Weise erfolgen. Es sollten
- die Lebensdaten (Geburt, Tod),
- vielleicht ein Bild, ein Erinnerungswort zu sehen sein.
Geben Sie dieses Blatt bitte in der Sakristei oder im Pfarrbüro ab. Wir werden es dann in das Erinnerungsbuch einfügen. An dem jeweiligen Todesdatum wird das Blatt aufgeschlagen und zum Erinnern und Gebet einladen.
An den jeweiligen Sonntagen erinnern wir beim Todesgedenken der Verstorbenen, die in diesem Buch benannt sind.
Das Evangelienbuch von Sankt Familia
In unserer Gemeinde geben wir nach dem Sonntagsgottesdienst seit vielen Jahren das Evangelienbuch einer Person oder einer Familie mit, die dann den Text des Evangeliums für den kommenden Sonntag in das Buch schreibt.
Am Anfang des Kirchenjahres ist das Buch zunächst ganz leer und Woche für Woche füllt es sich mit dem jeweiligen Sonntagsevangelium. Jeder, jede Person, jede Familie schreibt, malt, gestaltet nach eigenen Ideen. Dadurch entstehen jeweils Seiten, die ganz unterschiedlich aussehen.
In den nächsten Wochen legen wir einige Evangelienbücher der vergangenen Jahre unter der Orgelempore auf die Tische zum Anschauen aus.
Schön, wenn Sie sich entscheiden, das aktuelle Evangeliar, aus dem wir im Moment das Evangelium vorlesen, mit dem Text für den kommenden Sonntag am Ende eines Gottesdienstes mal mitzunehmen und das Evangelium des nächsten Sonntags reinzuschreiben. Das “Wort Gottes” ist dann eine Woche bei Ihnen “beheimatet” und kommt aus Ihrer Lebenswirklichkeit zurück in unsere Gemeinde. Was für ein schönes Zeichen!
Sie können sich gern im Pfarrbüro melden, wenn Sie das Evangelium an einem bestimmten Sonntag mitnehmen wollen. Sie können sich aber auch gern spontan erst jeweils am Ende eines Gottesdienstes melden.